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Keine Angst
vor der Angst

Ängste und Angststörungen besser verstehen

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Angsterkrankungen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Studien belegen, dass in der EU rund 14% aller Menschen zumindest einmal in ihrem Leben eine Angststörung entwickeln. Betroffen ist also jede 5. Frau und jeder 10. Mann.

Auch wenn es noch keine abschließenden Statistiken gibt, schlagen seit Beginn der Corona-Krise die Psychiater und Psychotherapeuten landesweit Alarm. Ihre Praxen seien voll von Klienten, die unter ihren Ängsten leiden. Menschen fürchten um ihre Gesundheit, ihre wirtschaftliche Existenz, das Leben ihrer hochbetagten Angehörigen. Für manche wird die Angst so zum täglichen Begleiter.

Corona hat unser Leben in ein „davor“ und ein „danach“ geteilt. Ökonomen sprechen vom größten wirtschaftlichen Einschnitt seit 100 Jahren. Was macht das mit unserer Gefühlswelt? Wie nie zuvor hat die Emotion Angst „Hochkonjunktur“.

Wir erklären Ihnen, wie viel Angst gesund ist und wann sie gesundheitsschädlich wird. Erfahren Sie alles darüber, wann Selbsthilfe Sinn macht und wann professionelle Begleitung angesagt ist. Denn Wissen ist der Schlüssel zur Überwindung von Ängsten.

Die vielen Gesichter
der Angst

Angsterkrankung ist nicht gleich Angsterkrankung. Die meisten Betroffenen erleben im Laufe ihres Lebens verschiedene Ausformungen der Angst. Welche gibt es? Und wann tauchen sie auf?
Das Leben von Anita K. (45) war schon früh von Ängsten geprägt. Aufgewachsen in einer Sinti-Familie erlebte sie von klein auf Gewalt. „Es herrschte ein sehr rauer Umgang mit Kindern“, erzählt die deutsche Künstlerin aus Ansbach bei Nürnberg. Bereits als junge Frau habe man ihr Angst- und Panikstörungen diagnostiziert. Das Thema Trauma sollte ihr Lebensbegleiter werden. Durch jahrelange Therapie wurde Anita Expertin für sich selbst. Corona habe nun viele alte Ängste wieder aufleben lassen, erzählt sie. „Meine Einkäufe während des ersten Lockdowns waren ein richtiger Spießrutenlauf“, sagt Anita. Häufig seien die Regale leer gewesen, sodass sie mehrmals losgehen musste, um alles zu bekommen, was sie brauchte. Jedes Mal „in Todesangst und weggetreten“, wie sie erzählt. „Die Nähe zu anderen Menschen hat bei mir regelmäßig Panik ausgelöst“, sagt die Künstlerin. Anita leidet aufgrund ihrer traumatischen Vorgeschichte an einer generalisierten Angststörung. In Corona-Zeiten flammten zusätzlich die alten Panikattacken wieder auf.

Die Anfänge der Angst

Angsterkrankungen werden heute in mehrere Gruppen eingeteilt, die je nach Altersstufe unterschiedlich oft auftreten. Die Ursachen sind komplex und häufig nicht einfach feststellbar. Fachleute gehen von einer Mischung aus genetisch-familiären Faktoren, Temperamentseigenschaften, Umweltfaktoren wie der frühen Bindung des Kindes und traumatischen Erlebnissen aus. „Ein eindeutiges genetisches Profil gibt es leider nicht“, sagt der Psychiater Siegfried Kasper, emeritierter Ordinarius für Psychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien. Dennoch gäbe es zunehmend Hinweise, dass Angsterkrankungen auch genetisch bedingt seien. Häufig würde es sich um ein Zusammenspiel von vielen kleinen Dingen handeln, deren Ursprung schwierig nachzuvollziehen sein kann. Die Wahrscheinlichkeit, an einer spezifischen Angststörung zu erkranken, so Kasper, sei je nach Alter unterschiedlich.
  • 1. Kindliche Ängste gehören dazu

    „Ängste im Kindesalter sind Teil der normalen Entwicklung“, weiß die Wiener Psychotherapeutin Sabine Sammer-Schreckenthaler zu berichten. Während Kleinkinder häufig mit Trennungs- oder Dunkelheitsängsten zu kämpfen haben, kommen ab der Volksschule soziale und Leistungsängste dazu. „Werden mich die anderen mögen? Reichen meine Leistungen aus? Kann ich mich sportlich beweisen?“ sind typische Fragen für diese Altersgruppe. Ob ein Kind aus diesen natürlichen Ängsten eine Angststörung entwickelt, hat häufig auch mit dem angeborenen Temperament zu tun.
  • 2. Die Anfänge der sozialen Phobie im Jugendalter

    Kinder, die von Haus aus ängstlich sind, neigen eher dazu, eine gewisse Überängstlichkeit zu entwickeln, die sich im Teenager-Alter zur sozialen Phobie entwickeln kann. Gemeint ist damit die Angst vor Situationen, in denen man als Person im Mittelpunkt steht, und die damit verbundene Sorge, sich zu blamieren oder bloßzustellen. Jugendliche oder Erwachsene mit einer sozialen Phobie haben Ängste, in der Öffentlichkeit zu reden, in Restaurants zu essen oder vor anderen eine Unterschrift leisten zu müssen. „Der spontane Reflex ist häufig Rückzug“, sagt die auf Kinder- und Jugendtherapie spezialisierte Psychoanalytikerin Sabine Sammer-Schreckenthaler. Erkennen Eltern dieses Verhalten früh, so können sie gegensteuern. Sammer-Schreckenthaler betont daher: „Eltern sollten großes Augenmerk darauf legen, ihre Kinder zu stärken und sie nicht in einem Vermeidungsverhalten zu unterstützen.“ Will das Kind zum Beispiel eine Aufgabe auf keinen Fall allein angehen, kann überlegt werden, ob es nicht doch ein Umfeld gibt, in dem kleine Schritte gelingen können.
  • 3. Im Sturm der Panikattacke

    Teenager können nicht nur soziale Phobien, sondern auch bereits Panikstörungen entwickeln, weiß Siegfried Kasper. „Eine Panikattacke ist nichts anderes als eine normale Angstreaktion potenziert“, sagt der Fachmann. Gemeint sind damit unvermutet auftretende starke Angstzustände, die keinen konkreten Auslöser haben, aber mit massiven körperlichen Symptomen verbunden sind, wie Atemnot, Schwindelgefühl, Übelkeit, Zittern oder Schwitzen. Meistens wird erst nach wiederholten Durchuntersuchungen der psychische Hintergrund der Beschwerden deutlich – Betroffene denken also zu Beginn lange, sie würden tatsächlich ersticken. Nach der Abklärung stellt die „Angst vor der Angst“ die größte Hürde dar. Da Panikattacken in der Öffentlichkeit als extrem peinlich erlebt werden, wird alles getan, um diese in Zukunft zu vermeiden.
  • 4. Im Käfig der Angst- und Sorgenkreisel

    Während Panikattacken Betroffene rasch aktivieren, bleiben andere Angsterkrankungen häufig viel länger unentdeckt. Dazu zählt vor allem die generalisierte Angststörung. Dabei handelt es sich um einen Zustand permanenter Sorgen und Ängste – von der Gesundheit bis zu Geld-, Schul- oder Arbeitssorgen. Der Alltag wird so zum Spießrutenlauf. „Die Anfänge sind oft schleichend“, weiß Universitätsprofessor Siegfried Kasper zu berichten. Wer spürt, dass er immer schwerer von Ängsten und Sorgen abschalten kann, leidet möglicherweise bereits an einer „subsyndromalen Angststörung“. Erste Anzeichen können Ruhe- und Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Muskelspannung oder leichte Ermüdbarkeit sein. „Der Unterschied zur Angsterkrankung liegt allein in der Dauer und Intensität der Symptome“, sagt Kasper. Er vergleicht die subsyndromale Angststörung daher auch mit einem labilen Blutdruck, der „manchmal oben, manchmal unten“ sei. „Menschen mit subsyndromaler Angststörung sind noch nicht in dem Ausmaß an der Verrichtung ihrer täglichen Arbeit gehindert wie Menschen mit einer generalisierten Angststörung, die möglicherweise zwischen zwei und drei Stunden am Tag mit ihren Ängsten beschäftigt sind“, so der Psychiater.
  • 5. Von Spinnen und Schlangen

    Zuletzt gibt es noch individuelle Formen von Phobien. Sie werden durch konkrete Situationen oder Objekte ausgelöst. Am bekanntesten sind wohl die Spinnen-, Schlangen- oder Hundephobie oder die Klaustrophobie (krankhafte Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen). Da die Beeinträchtigung nur bei Konfrontation mit dem angstmachenden Objekt auftritt, halten sich die Schwierigkeiten im Allgemeinen in Grenzen.
Anita hat fast alle Formen von Angststörungen am eigenen Leib erlebt. Wie viele Betroffene hat sie eine Art „Angst-Karriere“ durchlaufen – mit ersten sozialen Ängsten in der Jugend, Panikattacken als junge Frau und später einer generalisierten Angststörung. Und doch hat sie sich nie „kleinkriegen“ lassen von ihren Schwierigkeiten, wie sie erzählt. Was ihr wesentlich dabei geholfen habe, sei ihre Kunst. Mit kräftigen bunten Farben, ausdrucksstarken Figuren und Sprechblasen bringt sie ihre Gefühle schon seit Jahren auf Papier. Auch jetzt – während der Isolation der Corona-Zeit – habe sie wieder täglich viele Stunden gemalt, erzählt Anita. „Über Angst zu reden ist sehr schwer“, weiß sie. „Aber wenn ich meine Gefühle auf einem Bild ausdrücke, kann ich mit anderen darüber in Verbindung kommen.“

Wenn die Angst

zum Problem wird

Nicht jede Furcht muss gleich zur Angsterkrankung führen. Wie man erkennt, wann Unterstützung nötig ist, und warum Früherkennung wesentlich ist.
Verena L. kann nicht einschlafen, ihre Gedanken drehen sich im Kreis. Wie wird der morgige Tag verlaufen? Ihr Sohn geht in die Volksschule, aber für wie lange? Ein positiver Corona-Test eines Mitschülers reicht, und Verena weiß, dass die nächsten 14 Tage mit Home-Schooling und ihrer eigenen Arbeit als selbstständige Übersetzerin daneben wieder kaum schaffbar werden. Verenas Herz klopft, an Schlaf ist immer weniger zu denken. Sie muss immer wieder aufstehen, um ein Glas Wasser zu trinken.

Corona triggert Ängste

Verena ist eine von vielen jungen Österreicherinnen, die seit Ausbruch der Pandemie nicht nur im Alltag praktisch Unmögliches zu stemmen hatten, sie hat noch ein Problem dazubekommen: Ihre Angst hat sich verselbstständigt. Psychiater und Psychotherapeuten im ganzen Land schlagen Alarm – Menschen aller Altersgruppen, aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichsten beruflichen und privaten Hintergründen klagen über massive Ängste. „Angsterkrankungen waren bereits vor Corona ein Thema“, weiß Sabine Sammer-Schreckenthaler, psychoanalytische Psychotherapeutin in Wien, zu berichten. „Die Pandemie allein ist sicher keine Ursache für Angsterkrankungen“, sagt Sammer-Schreckenthaler, dennoch sei sie in manchen Fällen wie das Zünglein an der Waage gewesen. Menschen, die ohnehin zu Ängstlichkeit neigten, hätten zum Beispiel plötzlich wieder Panikattacken bekommen.

So wie Verena. Der Alltag der Alleinerzieherin Mitte 30 schien geregelt. Im Rahmen einer Psychotherapie hatte sie sich schon einmal als Studentin mit ihren sozialen Ängsten auseinandergesetzt und geglaubt, diese überwunden zu haben. „Corona hat mich um Jahre zurückgeworfen“, erzählt die Salzburgerin. Alles sei auf einmal wieder da gewesen: die Gedankenkreisel, die Panik in Menschenmengen und die Schlafstörungen.

Wenn die Furcht zur Angsterkrankung wird

„Nicht jeder, der auf diese Art und Weise auf die Pandemie reagiert hat, leidet an einer Angsterkrankung“, schränkt die Psychotherapeutin Sammer-Schreckenthaler ein. Für Betroffene sei es wesentlich, den Unterschied zwischen Angst und gesunder Furcht zu kennen. „Furcht ist die Angst vor einer bestimmten Situation. In einer Pandemie, die per se viel Unsicherheit bringt, sind diese Gefühle durchaus berechtigt und angebracht“, sagt Sammer-Schreckenthaler. Erst wenn die Angst in Dauer und Intensität immer größer wird oder die Auslöser unpassend werden, kann die Angst zum Problem werden. Angsterkrankungen, auch als Angststörungen bezeichnet, können die Folge sein.

Begleitfaktoren als Warnzeichen

„Angst ist dann nicht mehr sinnvoll und gesund, wenn sie uns daran hindert, unsere beruflichen und privaten Ziele zu verfolgen und uns in die Gemeinschaft einzubringen“, sagt die Psychotherapeutin. Sie rät Personen, die sich fragen, ob ihre Ängstlichkeit noch gesund ist, auch auf andere Faktoren zu achten, denn „Ängste kanalisieren sich häufig im Grübeln. Dazu kommen Schlafstörungen, Lust- oder Antriebslosigkeit bzw. eine allgemeine Verschlechterung der Stimmung.“ Wer mehr als zwei Alarmzeichen an sich bemerkt, tut gut daran, die Sache beim Facharzt oder Therapeuten abklären zu lassen, so die Expertin. „Lieber früher zum Arzt als später“, so lautet ihr Motto.

Früherkennung wesentlich

„Übersteigerte Ängste früh zu erkennen, ist ganz wesentlich“, sagt auch der deutsche Psychiater und Angstspezialist Borwin Bandelow. Denn je länger sich eine Angst aufbauen kann, desto eher wird sie zur chronischen Angststörung. Die Praxis zeigt, dass jedoch gerade Menschen mit Angsterkrankungen häufig viel Zeit vergehen lassen, bevor sie sich fachlichen Rat holen. „Im Durchschnitt warten Menschen dreieinhalb Jahre, bis sie sich Hilfe suchen“, sagt Bandelow. Bei sozialen Ängsten sei diese Zeit noch länger. „Viele Teenager, die mit 13 oder 14 Jahren eine soziale Phobie entwickeln, kommen erst mit Mitte oder Ende 20 in Behandlung.“ Viel zu lange, konstatiert der Facharzt. Denn je länger gewartet wird, desto mehr Angst-Bahnen hat das Gehirn bereits gebildet.

Auch Verena hat beschlossen, sich wieder Unterstützung zu holen und sich ihre Ängste neuerlich in einer Psychotherapie anzusehen. „Zuerst widerwillig“, wie sie sagt. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich wieder krank bin.“ Für sie – wie für viele andere Menschen, die an Angsterkrankungen leiden – ist es ein schmerzhafter Prozess der Erkenntnis, dass diese immer wieder auftreten können.

Angst-Kompetenz
von Klein auf lernen

Angst ist zuallererst eines: ein normales Gefühl. Wer sein Kind vor Angsterkrankungen schützen möchte, setzt auf Gefühlskompetenz und ermutigende Begleitung.
Die beste Prävention von Angststörungen ist der Erwerb von Gefühlskompetenz. „Wer möchte, dass sein Kind gesund aufwächst, sollte ihm nicht nur Wissen und praktische Fähigkeiten mitgeben, sondern auch darauf achten, dass es lernt, seine Gefühle zu erkennen und gut mit ihnen umzugehen“, sagt die Psychologin und Psychotherapeutin Helga Kernstock-Redl. Emotionsregulation und der Umgang mit starken Gefühlen, das sind ihre Spezialgebiete. Ihre Bücher zählten zu den ersten, die sich auf dem deutschsprachigen Markt der Psy-Ratgeber mit der Erklärung von Gefühlen befassten. „Gefühle kann man auch als eine spezielle Art von Energie sehen“, weiß Helga Kernstock-Redl und fügt hinzu: „Denn der ursprüngliche Sinn mancher Gefühle ist, im Körper bestimmte Handlungsreflexe wie flüchten, kämpfen, totstellen, Arterhaltung etc. auszulösen.“

Einschnürend und eng

Bereits die Herkunft des Wortes Angst zeigt, worum es dabei geht: Enge und Bedrängnis. Körperlich drückt sich diese Enge in Atemnot, einem einschnürenden Gefühl um die Brust, Schwitzen oder Herzrasen aus. „Angst ist ein uraltes körperliches Programm“, erklärt Psychiater Borwin Bandelow. „Eine Kampf- und Fluchtreaktion, die der Mensch immer schon ad hoc abrufen konnte, wenn er in gefährliche Situationen kam.“ Dass das Gefühl so unangenehm ist, habe die Biologie durchaus so vorgesehen, denn nur so könne sichergestellt werden, dass der Mensch alles daransetzt, den Grund der Angst abzustellen.

Einschnürend und eng

Bereits die Herkunft des Wortes Angst zeigt, worum es dabei geht: Enge und Bedrängnis. Körperlich drückt sich diese Enge in Atemnot, einem einschnürenden Gefühl um die Brust, Schwitzen oder Herzrasen aus. „Angst ist ein ur-altes körperliches Programm“, erklärt Psychiater Borwin Bandelow. „Eine Kampf- und Fluchtreaktion, die der Mensch immer schon ad hoc abrufen konnte, wenn er in gefährliche Situationen kam.“ Dass das Gefühl so unangenehm ist, habe die Biologie durchaus so vorgesehen, denn nur so könne sicher gestellt werden, dass der Mensch alles daran setzt, den Grund der Angst abzustellen.

Angst lässt "die Airbags explodieren"

Bandelow vergleicht Angstreaktionen auch mit dem Fahrverhalten hochmoderner Autos, die Unfälle vorhersehen können: „Hier werden sofort die Gurte straffer angezogen, die Airbags explodieren, und das Auto bremst ab. Ähnliches passiert im Körper, wenn das Blut aus dem Kopf in die Arme gepumpt wird, damit wir besser kämpfen können, und in die Beine, damit wir besser weglaufen können.“ Setzt eine Angstreaktion ein, so wird der Teil des Gehirns, der für logisches Denken zuständig ist, der sogenannte Hippocampus, im Wesentlichen umgangen – ein rasantes Notfallprogramm läuft ab, um das Überleben zu sichern.

Gesetzmäßigkeiten der Angst

„Für Eltern von ängstlichen Kindern ist es besonders wichtig, die Gesetzmäßigkeiten von starken Gefühlen wie Angst zu verstehen“, weiß Helga Kernstock-Redl, selbst lange Jahre im Preyer’schen Kinderspital tätig. „Wir Erwachsenen neigen dazu, Kindern, die akut ängstlich sind, durch gutes Zureden helfen zu wollen. Unsere Ratschläge können jedoch in dem Moment – rein biologisch betrachtet – nicht aufgenommen werden.“ Jeder, der selbst einmal Panik erlebt hat, weiß, dass rationales Denken in diesem Moment nicht funktioniert. „Daher sollten Eltern vor allem wissen, dass jedes noch so starke Gefühl nach einer gewissen Zeit wieder abflaut.“

Gefühle wollen etwas Gutes

Problematisch würde es nur dann, wenn wir, anstatt das Gefühl möglichst ruhig vorbeiziehen zu lassen, immer mehr und panischer darauf reagieren, so Helga Kernstock-Redl. Sie vergleicht Gefühlsstürme daher auch gerne mit Treibsand. „Je panischer Sie im Treibsand oder Schlamm um sich schlagen, umso mehr stecken Sie fest. Dabei können wir darin gar nicht untergehen. Sobald Sie die Naturgesetze kennen und nutzen, können Sie sich mit langsamen, rüttelnden Bewegungen daraus befreien.“ Emotionsregulation hat daher in erster Linie mit gelassenem Aushalten und mit einer ruhigen Herangehensweise zu tun. Gefühle wollen uns schließlich etwas Gutes. Die Expertin rät Eltern konkret zu einer 4-Schritte-Technik.