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Keine Angst

vor der Angst

Ängste und Angststörungen besser verstehen

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Angsterkrankungen haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Studien belegen, dass in der EU rund 14% aller Menschen zumindest einmal in ihrem Leben eine Angststörung entwickeln. Betroffen ist also jede 5. Frau und jeder 10. Mann.

Auch wenn es noch keine abschließenden Statistiken gibt, schlagen seit Beginn der Corona-Krise die Psychiater und Psychotherapeuten landesweit Alarm. Ihre Praxen seien voll von Klienten, die unter ihren Ängsten leiden. Menschen fürchten um ihre Gesundheit, ihre wirtschaftliche Existenz, das Leben ihrer hochbetagten Angehörigen. Für manche wird die Angst so zum täglichen Begleiter.

Corona hat unser Leben in ein „davor“ und ein „danach“ geteilt. Ökonomen sprechen vom größten wirtschaftlichen Einschnitt seit 100 Jahren. Was macht das mit unserer Gefühlswelt? Wie nie zuvor hat die Emotion Angst „Hochkonjunktur“.

Wir erklären Ihnen, wie viel Angst gesund ist und wann sie gesundheitsschädlich wird. Erfahren Sie alles darüber, wann Selbsthilfe Sinn macht und wann professionelle Begleitung angesagt ist. Denn Wissen ist der Schlüssel zur Überwindung von Ängsten.

Die vielen Gesichter

der Angst

Angsterkrankung ist nicht gleich Angsterkrankung. Die meisten Betroffenen erleben im Laufe ihres Lebens verschiedene Ausformungen der Angst. Welche gibt es? Und wann tauchen sie auf?
Das Leben von Anita K. (45) war schon früh von Ängsten geprägt. Aufgewachsen in einer Sinti-Familie erlebte sie von klein auf Gewalt. „Es herrschte ein sehr rauer Umgang mit Kindern“, erzählt die deutsche Künstlerin aus Ansbach bei Nürnberg. Bereits als junge Frau habe man ihr Angst- und Panikstörungen diagnostiziert. Das Thema Trauma sollte ihr Lebensbegleiter werden. Durch jahrelange Therapie wurde Anita Expertin für sich selbst. Corona habe nun viele alte Ängste wieder aufleben lassen, erzählt sie. „Meine Einkäufe während des ersten Lockdowns waren ein richtiger Spießrutenlauf“, sagt Anita. Häufig seien die Regale leer gewesen, sodass sie mehrmals losgehen musste, um alles zu bekommen, was sie brauchte. Jedes Mal „in Todesangst und weggetreten“, wie sie erzählt. „Die Nähe zu anderen Menschen hat bei mir regelmäßig Panik ausgelöst“, sagt die Künstlerin. Anita leidet aufgrund ihrer traumatischen Vorgeschichte an einer generalisierten Angststörung. In Corona-Zeiten flammten zusätzlich die alten Panikattacken wieder auf.

Die Anfänge der Angst

Angsterkrankungen werden heute in mehrere Gruppen eingeteilt, die je nach Altersstufe unterschiedlich oft auftreten. Die Ursachen sind komplex und häufig nicht einfach feststellbar. Fachleute gehen von einer Mischung aus genetisch-familiären Faktoren, Temperamentseigenschaften, Umweltfaktoren wie der frühen Bindung des Kindes und traumatischen Erlebnissen aus. „Ein eindeutiges genetisches Profil gibt es leider nicht“, sagt der Psychiater Siegfried Kasper, emeritierter Ordinarius für Psychiatrie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien. Dennoch gäbe es zunehmend Hinweise, dass Angsterkrankungen auch genetisch bedingt seien. Häufig würde es sich um ein Zusammenspiel von vielen kleinen Dingen handeln, deren Ursprung schwierig nachzuvollziehen sein kann. Die Wahrscheinlichkeit, an einer spezifischen Angststörung zu erkranken, so Kasper, sei je nach Alter unterschiedlich.
  • 1. Kindliche Ängste gehören dazu

    „Ängste im Kindesalter sind Teil der normalen Entwicklung“, weiß die Wiener Psychotherapeutin Sabine Sammer-Schreckenthaler zu berichten. Während Kleinkinder häufig mit Trennungs- oder Dunkelheitsängsten zu kämpfen haben, kommen ab der Volksschule soziale und Leistungsängste dazu. „Werden mich die anderen mögen? Reichen meine Leistungen aus? Kann ich mich sportlich beweisen?“ sind typische Fragen für diese Altersgruppe. Ob ein Kind aus diesen natürlichen Ängsten eine Angststörung entwickelt, hat häufig auch mit dem angeborenen Temperament zu tun.
  • 2. Die Anfänge der sozialen Phobie im Jugendalter

    Kinder, die von Haus aus ängstlich sind, neigen eher dazu, eine gewisse Überängstlichkeit zu entwickeln, die sich im Teenager-Alter zur sozialen Phobie entwickeln kann. Gemeint ist damit die Angst vor Situationen, in denen man als Person im Mittelpunkt steht, und die damit verbundene Sorge, sich zu blamieren oder bloßzustellen. Jugendliche oder Erwachsene mit einer sozialen Phobie haben Ängste, in der Öffentlichkeit zu reden, in Restaurants zu essen oder vor anderen eine Unterschrift leisten zu müssen. „Der spontane Reflex ist häufig Rückzug“, sagt die auf Kinder- und Jugendtherapie spezialisierte Psychoanalytikerin Sabine Sammer-Schreckenthaler. Erkennen Eltern dieses Verhalten früh, so können sie gegensteuern. Sammer-Schreckenthaler betont daher: „Eltern sollten großes Augenmerk darauf legen, ihre Kinder zu stärken und sie nicht in einem Vermeidungsverhalten zu unterstützen.“ Will das Kind zum Beispiel eine Aufgabe auf keinen Fall allein angehen, kann überlegt werden, ob es nicht doch ein Umfeld gibt, in dem kleine Schritte gelingen können.
  • 3. Im Sturm der Panikattacke

    Teenager können nicht nur soziale Phobien, sondern auch bereits Panikstörungen entwickeln, weiß Siegfried Kasper. „Eine Panikattacke ist nichts anderes als eine normale Angstreaktion potenziert“, sagt der Fachmann. Gemeint sind damit unvermutet auftretende starke Angstzustände, die keinen konkreten Auslöser haben, aber mit massiven körperlichen Symptomen verbunden sind, wie Atemnot, Schwindelgefühl, Übelkeit, Zittern oder Schwitzen. Meistens wird erst nach wiederholten Durchuntersuchungen der psychische Hintergrund der Beschwerden deutlich – Betroffene denken also zu Beginn lange, sie würden tatsächlich ersticken. Nach der Abklärung stellt die „Angst vor der Angst“ die größte Hürde dar. Da Panikattacken in der Öffentlichkeit als extrem peinlich erlebt werden, wird alles getan, um diese in Zukunft zu vermeiden.
  • 4. Im Käfig der Angst- und Sorgenkreisel

    Während Panikattacken Betroffene rasch aktivieren, bleiben andere Angsterkrankungen häufig viel länger unentdeckt. Dazu zählt vor allem die generalisierte Angststörung. Dabei handelt es sich um einen Zustand permanenter Sorgen und Ängste – von der Gesundheit bis zu Geld-, Schul- oder Arbeitssorgen. Der Alltag wird so zum Spießrutenlauf. „Die Anfänge sind oft schleichend“, weiß Universitätsprofessor Siegfried Kasper zu berichten. Wer spürt, dass er immer schwerer von Ängsten und Sorgen abschalten kann, leidet möglicherweise bereits an einer „subsyndromalen Angststörung“. Erste Anzeichen können Ruhe- und Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, erhöhte Muskelspannung oder leichte Ermüdbarkeit sein. „Der Unterschied zur Angsterkrankung liegt allein in der Dauer und Intensität der Symptome“, sagt Kasper. Er vergleicht die subsyndromale Angststörung daher auch mit einem labilen Blutdruck, der „manchmal oben, manchmal unten“ sei. „Menschen mit subsyndromaler Angststörung sind noch nicht in dem Ausmaß an der Verrichtung ihrer täglichen Arbeit gehindert wie Menschen mit einer generalisierten Angststörung, die möglicherweise zwischen zwei und drei Stunden am Tag mit ihren Ängsten beschäftigt sind“, so der Psychiater.
  • 5. Von Spinnen und Schlangen

    Zuletzt gibt es noch individuelle Formen von Phobien. Sie werden durch konkrete Situationen oder Objekte ausgelöst. Am bekanntesten sind wohl die Spinnen-, Schlangen- oder Hundephobie oder die Klaustrophobie (krankhafte Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen). Da die Beeinträchtigung nur bei Konfrontation mit dem angstmachenden Objekt auftritt, halten sich die Schwierigkeiten im Allgemeinen in Grenzen.
Anita hat fast alle Formen von Angststörungen am eigenen Leib erlebt. Wie viele Betroffene hat sie eine Art „Angst-Karriere“ durchlaufen – mit ersten sozialen Ängsten in der Jugend, Panikattacken als junge Frau und später einer generalisierten Angststörung. Und doch hat sie sich nie „kleinkriegen“ lassen von ihren Schwierigkeiten, wie sie erzählt. Was ihr wesentlich dabei geholfen habe, sei ihre Kunst. Mit kräftigen bunten Farben, ausdrucksstarken Figuren und Sprechblasen bringt sie ihre Gefühle schon seit Jahren auf Papier. Auch jetzt – während der Isolation der Corona-Zeit – habe sie wieder täglich viele Stunden gemalt, erzählt Anita. „Über Angst zu reden ist sehr schwer“, weiß sie. „Aber wenn ich meine Gefühle auf einem Bild ausdrücke, kann ich mit anderen darüber in Verbindung kommen.“

Wenn die Angst

zum Problem wird

Nicht jede Furcht muss gleich zur Angsterkrankung führen. Wie man erkennt, wann Unterstützung nötig ist, und warum Früherkennung wesentlich ist.
Verena L. kann nicht einschlafen, ihre Gedanken drehen sich im Kreis. Wie wird der morgige Tag verlaufen? Ihr Sohn geht in die Volksschule, aber für wie lange? Ein positiver Corona-Test eines Mitschülers reicht, und Verena weiß, dass die nächsten 14 Tage mit Home-Schooling und ihrer eigenen Arbeit als selbstständige Übersetzerin daneben wieder kaum schaffbar werden. Verenas Herz klopft, an Schlaf ist immer weniger zu denken. Sie muss immer wieder aufstehen, um ein Glas Wasser zu trinken.

Corona triggert Ängste

Verena ist eine von vielen jungen Österreicherinnen, die seit Ausbruch der Pandemie nicht nur im Alltag praktisch Unmögliches zu stemmen hatten, sie hat noch ein Problem dazubekommen: Ihre Angst hat sich verselbstständigt. Psychiater und Psychotherapeuten im ganzen Land schlagen Alarm – Menschen aller Altersgruppen, aus allen sozialen Schichten und mit unterschiedlichsten beruflichen und privaten Hintergründen klagen über massive Ängste. „Angsterkrankungen waren bereits vor Corona ein Thema“, weiß Sabine Sammer-Schreckenthaler, psychoanalytische Psychotherapeutin in Wien, zu berichten. „Die Pandemie allein ist sicher keine Ursache für Angsterkrankungen“, sagt Sammer-Schreckenthaler, dennoch sei sie in manchen Fällen wie das Zünglein an der Waage gewesen. Menschen, die ohnehin zu Ängstlichkeit neigten, hätten zum Beispiel plötzlich wieder Panikattacken bekommen.

So wie Verena. Der Alltag der Alleinerzieherin Mitte 30 schien geregelt. Im Rahmen einer Psychotherapie hatte sie sich schon einmal als Studentin mit ihren sozialen Ängsten auseinandergesetzt und geglaubt, diese überwunden zu haben. „Corona hat mich um Jahre zurückgeworfen“, erzählt die Salzburgerin. Alles sei auf einmal wieder da gewesen: die Gedankenkreisel, die Panik in Menschenmengen und die Schlafstörungen.

Wenn die Furcht zur Angsterkrankung wird

„Nicht jeder, der auf diese Art und Weise auf die Pandemie reagiert hat, leidet an einer Angsterkrankung“, schränkt die Psychotherapeutin Sammer-Schreckenthaler ein. Für Betroffene sei es wesentlich, den Unterschied zwischen Angst und gesunder Furcht zu kennen. „Furcht ist die Angst vor einer bestimmten Situation. In einer Pandemie, die per se viel Unsicherheit bringt, sind diese Gefühle durchaus berechtigt und angebracht“, sagt Sammer-Schreckenthaler. Erst wenn die Angst in Dauer und Intensität immer größer wird oder die Auslöser unpassend werden, kann die Angst zum Problem werden. Angsterkrankungen, auch als Angststörungen bezeichnet, können die Folge sein.

Begleitfaktoren als Warnzeichen

„Angst ist dann nicht mehr sinnvoll und gesund, wenn sie uns daran hindert, unsere beruflichen und privaten Ziele zu verfolgen und uns in die Gemeinschaft einzubringen“, sagt die Psychotherapeutin. Sie rät Personen, die sich fragen, ob ihre Ängstlichkeit noch gesund ist, auch auf andere Faktoren zu achten, denn „Ängste kanalisieren sich häufig im Grübeln. Dazu kommen Schlafstörungen, Lust- oder Antriebslosigkeit bzw. eine allgemeine Verschlechterung der Stimmung.“ Wer mehr als zwei Alarmzeichen an sich bemerkt, tut gut daran, die Sache beim Facharzt oder Therapeuten abklären zu lassen, so die Expertin. „Lieber früher zum Arzt als später“, so lautet ihr Motto.

Früherkennung wesentlich

„Übersteigerte Ängste früh zu erkennen, ist ganz wesentlich“, sagt auch der deutsche Psychiater und Angstspezialist Borwin Bandelow. Denn je länger sich eine Angst aufbauen kann, desto eher wird sie zur chronischen Angststörung. Die Praxis zeigt, dass jedoch gerade Menschen mit Angsterkrankungen häufig viel Zeit vergehen lassen, bevor sie sich fachlichen Rat holen. „Im Durchschnitt warten Menschen dreieinhalb Jahre, bis sie sich Hilfe suchen“, sagt Bandelow. Bei sozialen Ängsten sei diese Zeit noch länger. „Viele Teenager, die mit 13 oder 14 Jahren eine soziale Phobie entwickeln, kommen erst mit Mitte oder Ende 20 in Behandlung.“ Viel zu lange, konstatiert der Facharzt. Denn je länger gewartet wird, desto mehr Angst-Bahnen hat das Gehirn bereits gebildet.

Auch Verena hat beschlossen, sich wieder Unterstützung zu holen und sich ihre Ängste neuerlich in einer Psychotherapie anzusehen. „Zuerst widerwillig“, wie sie sagt. „Ich konnte einfach nicht glauben, dass ich wieder krank bin.“ Für sie – wie für viele andere Menschen, die an Angsterkrankungen leiden – ist es ein schmerzhafter Prozess der Erkenntnis, dass diese immer wieder auftreten können.

Angst-Kompetenz

von Klein auf lernen

Angst ist zuallererst eines: ein normales Gefühl. Wer sein Kind vor Angsterkrankungen schützen möchte, setzt auf Gefühlskompetenz und ermutigende Begleitung.
Die beste Prävention von Angststörungen ist der Erwerb von Gefühlskompetenz. „Wer möchte, dass sein Kind gesund aufwächst, sollte ihm nicht nur Wissen und praktische Fähigkeiten mitgeben, sondern auch darauf achten, dass es lernt, seine Gefühle zu erkennen und gut mit ihnen umzugehen“, sagt die Psychologin und Psychotherapeutin Helga Kernstock-Redl. Emotionsregulation und der Umgang mit starken Gefühlen, das sind ihre Spezialgebiete. Ihre Bücher zählten zu den ersten, die sich auf dem deutschsprachigen Markt der Psy-Ratgeber mit der Erklärung von Gefühlen befassten. „Gefühle kann man auch als eine spezielle Art von Energie sehen“, weiß Helga Kernstock-Redl und fügt hinzu: „Denn der ursprüngliche Sinn mancher Gefühle ist, im Körper bestimmte Handlungsreflexe wie flüchten, kämpfen, totstellen, Arterhaltung etc. auszulösen.“

Einschnürend und eng

Bereits die Herkunft des Wortes Angst zeigt, worum es dabei geht: Enge und Bedrängnis. Körperlich drückt sich diese Enge in Atemnot, einem einschnürenden Gefühl um die Brust, Schwitzen oder Herzrasen aus. „Angst ist ein uraltes körperliches Programm“, erklärt Psychiater Borwin Bandelow. „Eine Kampf- und Fluchtreaktion, die der Mensch immer schon ad hoc abrufen konnte, wenn er in gefährliche Situationen kam.“ Dass das Gefühl so unangenehm ist, habe die Biologie durchaus so vorgesehen, denn nur so könne sichergestellt werden, dass der Mensch alles daransetzt, den Grund der Angst abzustellen.

Einschnürend und eng

Bereits die Herkunft des Wortes Angst zeigt, worum es dabei geht: Enge und Bedrängnis. Körperlich drückt sich diese Enge in Atemnot, einem einschnürenden Gefühl um die Brust, Schwitzen oder Herzrasen aus. „Angst ist ein ur-altes körperliches Programm“, erklärt Psychiater Borwin Bandelow. „Eine Kampf- und Fluchtreaktion, die der Mensch immer schon ad hoc abrufen konnte, wenn er in gefährliche Situationen kam.“ Dass das Gefühl so unangenehm ist, habe die Biologie durchaus so vorgesehen, denn nur so könne sicher gestellt werden, dass der Mensch alles daran setzt, den Grund der Angst abzustellen.

Angst lässt "die Airbags explodieren"

Bandelow vergleicht Angstreaktionen auch mit dem Fahrverhalten hochmoderner Autos, die Unfälle vorhersehen können: „Hier werden sofort die Gurte straffer angezogen, die Airbags explodieren, und das Auto bremst ab. Ähnliches passiert im Körper, wenn das Blut aus dem Kopf in die Arme gepumpt wird, damit wir besser kämpfen können, und in die Beine, damit wir besser weglaufen können.“ Setzt eine Angstreaktion ein, so wird der Teil des Gehirns, der für logisches Denken zuständig ist, der sogenannte Hippocampus, im Wesentlichen umgangen – ein rasantes Notfallprogramm läuft ab, um das Überleben zu sichern.

Gesetzmäßigkeiten der Angst

„Für Eltern von ängstlichen Kindern ist es besonders wichtig, die Gesetzmäßigkeiten von starken Gefühlen wie Angst zu verstehen“, weiß Helga Kernstock-Redl, selbst lange Jahre im Preyer’schen Kinderspital tätig. „Wir Erwachsenen neigen dazu, Kindern, die akut ängstlich sind, durch gutes Zureden helfen zu wollen. Unsere Ratschläge können jedoch in dem Moment – rein biologisch betrachtet – nicht aufgenommen werden.“ Jeder, der selbst einmal Panik erlebt hat, weiß, dass rationales Denken in diesem Moment nicht funktioniert. „Daher sollten Eltern vor allem wissen, dass jedes noch so starke Gefühl nach einer gewissen Zeit wieder abflaut.“

Gefühle wollen etwas Gutes

Problematisch würde es nur dann, wenn wir, anstatt das Gefühl möglichst ruhig vorbeiziehen zu lassen, immer mehr und panischer darauf reagieren, so Helga Kernstock-Redl. Sie vergleicht Gefühlsstürme daher auch gerne mit Treibsand. „Je panischer Sie im Treibsand oder Schlamm um sich schlagen, umso mehr stecken Sie fest. Dabei können wir darin gar nicht untergehen. Sobald Sie die Naturgesetze kennen und nutzen, können Sie sich mit langsamen, rüttelnden Bewegungen daraus befreien.“ Emotionsregulation hat daher in erster Linie mit gelassenem Aushalten und mit einer ruhigen Herangehensweise zu tun. Gefühle wollen uns schließlich etwas Gutes. Die Expertin rät Eltern konkret zu einer 4-Schritte-Technik.

Die 4-Schritte Technik zur Emotionsregulation

Diese lässt sich am besten anhand einer konkreten Situation verstehen.
  • 1: Das Gefühl sehen und freundlich benennen: „Ich sehe, du musst dich fürchten.“ „Kann es sein, dass du traurig bist?“
  • 2: Es verstehen wollen oder Erklärungen anbieten: „Was ist denn passiert?“ „Eh klar, dass du das fühlst, weil dir das passiert ist.“
  • 3: Annehmen, akzeptieren und Zeit geben: „Es ist okay. Du bist okay.
    Echt schwierig …“
  • 4: Etwas tun damit oder dagegen: das Problem lösen, ablenken, Zauberpflaster oder einen Plan fürs nächste Mal austüfteln.
„Es geht nicht darum, Treibsand zu vermeiden, denn Gefühle sind der lebendige Teil unseres Lebens und unserer Innenwelt“, sagt Kernstock-Redl. Vielmehr gehe es darum, die eigenen Gefühle wie Pferde gut am Zügel zu führen. „Kleine Kinder brauchen ihre Eltern noch als Co-Regulatoren, um das zu schaffen“, sagt die Psychologin.

Der Angst davonklettern

„Finde deinen eigenen Weg“, so bringt Susanne Wallner, Expertin für therapeutisches Klettern, ihr Motto auf den Punkt bringen. Seit mehr als 12 Jahren begleitet die ausgebildete Psychologin und Psychotherapeutin aus Wien ihre Klientinnen und Klienten auf dem Weg in die Höhe. Das Thema Angst beschäftigt viele von ihnen.
Susanne Wallner, klinische und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, weiß aus eigener Erfahrung, dass „alle Kletterer Angst haben“ – und dass es immer darum geht, einen individuellen Umgang zu finden. „Viele denken beim Klettern nur an die Höhenangst“, sagt Wallner. In ihre Praxis in Wien Stadlau kommen jedoch Menschen mit den verschiedensten Formen von Angsterkrankungen – von Kindern mit sozialen Ängsten über Jugendliche mit Panikattacken bis zu älteren Personen mit generalisierten Angststörungen. „Oft geht es um fehlende Selbstsicherheit“, weiß Wallner „und diese ließe sich durch das Klettern hervorragend trainieren.“

Tritt für Tritt zu mehr Bewegungsspielraum

Wallner erinnert sich an eine ältere Dame, auf die das ganz besonders zutraf. Die etwas über 60-jährige Frau hatte ihr Leben lang einen verantwortungsvollen Beruf ausgeübt. Als Abteilungsleiterin im Bereich Finanz- und Rechnungswesen war sie für ihr Unternehmen unersetzlich gewesen. Die Pension brachte nicht die erhoffte „Befreiung“ von der Arbeitslast, sondern große Unsicherheit mit sich. „Werde ich überhaupt noch gebraucht?“ und „Was kann ich überhaupt noch?“ waren Fragen, die sie auf einmal beschäftigten. Dies führte dazu, dass sich die Frau immer weniger zutraute und ihre Ängste von Tag zu Tag größer wurden. Treffen mit anderen Menschen, sogar mit den besten Freundinnen, jeder Schritt vor die Haustür bedeutete Belastung. „Da ihre Ängste noch nicht verfestigt waren, konnten wir besonders gut mit dem Klettern arbeiten“, erzählt Wallner. Im Rahmen von 15 Therapiestunden habe die Pensionistin sich schrittweise immer weiter die Wand hoch getraut. Dabei, so die Therapeutin, sei es jedoch nicht darum gegangen, irgendwann die ganze Wand hinaufzukommen. „Sie hatte selbst das Ziel, ihren Bewegungsspielraum wieder zu vergrößern.“

Sicherheit einüben

Ängste führen zu innerer Verengung, Rückzug und Erstarrung. Bleiben sie unbehandelt, wird der persönliche Radius einer Person möglicherweise immer kleiner. Genau hier kann das Klettern ansetzen, und der heilsame Weg in die Gegenrichtung angetreten werden. Wallner betont jedoch, wie wichtig es sei, Angstpatienten nicht zu überfordern. Sie beginnt ihre Therapien daher nie in der Kletterhalle, sondern im geschützten Praxisraum. Am Anfang stünden immer eine oder mehrere Stunden Psychoedukation. Im Rahmen derer sollen Patienten darin geschult werden, auf sich selbst zu hören und auf eine behutsame Art und Weise in ihren Körper hineinzuspüren. Wie viel kann ich mir zutrauen? Wie groß ist mein Lernspielraum? Und wo ist die rote Linie?

Sich selbst „anders spüren“

Wer Wallner zuhört, spürt rasch, dass es gerade zu Beginn in der Therapie viel um Achtsamkeit und das Erkennen von destruktiven inneren Bewertungen geht. „Die meisten meiner Klientinnen und Klienten haben oft gehört: Reiß dich doch zusammen! Oder: Beiß dich durch!“ Sätze wie diese sind Gift für Angstpatienten. Als wäre die Angst nicht schon schlimm genug, müssen die Betroffenen so auch noch mit den negativen Zuschreibungen ihrer Umwelt zurechtkommen. „Wer derartige Stimmen permanent hört oder sie sogar verinnerlicht hat, muss lernen, sich selbst wohlwollender zu begegnen“, so Wallner. Auch das kann man beim Klettern mit dem ganzen Körper erfahren.

Was auch mit der Angst geht

„Auf der Wand habe ich die Wahl: Stresse ich mich damit, eine vorgegebene Route schaffen zu müssen, weil ich glaube ansonsten versagt zu haben – oder suche ich mir meinen eigenen Weg.“ Erfahrene Therapeutinnen wie Wallner wissen, dass der Weg aus der Angst nur über die Akzeptanz führen kann. Außerdem geht es immer darum, den Blick auf das Mögliche zu richten: „Was kann ich trotz der Angst alles auch tun“, bringt es die Therapeutin auf den Punkt.
Genau so erlebte es auch die Pensionistin. In den ersten beiden Stunden habe sie selbst entschieden, die Wand nur vom Boden aus zu erkunden: Wo sind die großen Griffe, die Sicherheit bieten, wo die Tritte, die am verlässlichsten scheinen? Erst in der dritten Stunde fühlte es sich gut an, die Füße vom Boden zu heben. „Am Ende schaffte sie es am Seil acht bis neun Meter in die Höhe zu klettern und war sehr stolz auf sich“, erzählt Wallner und fügt hinzu: „Dann war es für sie auch wieder möglich, Freundinnen ohne Anspannung zu treffen oder wandern zu gehen.“

Halt im Abgrund finden

Angststörungen sind mehr als nur Krankheiten, findet der existenzanalytische Psychotherapeut und Philosoph Markus Angermayr aus Linz. Sie bringen Klient und Therapeut vielmehr auf Tuchfühlung mit dem existenziellen „Geworfen-Sein“ in die Welt. Ein Gespräch über Ängste und ihren Hintergrund.

Herr Angermayr, Sie arbeiten nicht nur gesprächs- sondern auch körperpsychotherapeutisch. Inwiefern ist das von Bedeutung in Bezug auf Angststörungen?

Markus Angermayr: Die Auseinandersetzung mit dem Körper ist gerade bei Angststörungen besonders wichtig. Denn viele Menschen erkennen die Angst zu Beginn nicht als solche. Sie kommen in die Therapie und klagen über Herzrhythmusstörungen, innere Unruhe oder Schwitzen und glauben, sie sind körperlich schwer krank.

Wo setzen Sie an, wenn ein Klient mit diesen Symptomen zu Ihnen kommt?

Angermayr: Zuerst geht es darum ärztlich abzuklären, dass es sich um keine körperliche Erkrankung handelt, sondern dass Ängste im Hintergrund stehen. Die Tatsache, dass sich diese so deutlich körperlich zeigen, macht es leichter, auch auf körperlicher Ebene einzuwirken. Dabei geht es darum, Techniken der Selbstberuhigung und Entspannung zu erlernen.

Was heißt das konkret?

Angermayr: Nehmen wir das Beispiel der Panikstörung: Wer richtig ein- und ausatmet, kann keine Panik bekommen. Um den Körper zu beruhigen, ist es günstig, die Ausatmung zu verlängern. Manchen Menschen hilft es, beim Ein- und Ausatmen mitzuzählen. Das aktiviert den Parasympathikus, unser „Entspannungssystem“. Kurzes, hechelndes Atmen führt regelrecht in die Panik hinein. Helfen können aber auch Erdungsübungen oder bewusstes Stampfen oder Ausschütteln, um eine Entladung der Emotionen herbeizuführen. Mir ist wichtig hinzuzufügen, dass es sich dabei um Techniken handelt, um die Angst im Akutfall herunter zu regulieren – eine Art Werkzeugkasten für einen besseren Umgang mit den starken Gefühlen. In einer längeren Therapie würde man sich selbstverständlich auch den Ursachen der Angst widmen.

Hätten Sie ein Beispiel aus Ihrer Praxis?

Angermayr: Ich hatte vor längerer Zeit einen Klienten, der aufgrund von Flugangst zu mir kam. Er war beruflich gesettelt und verheiratet. Zu Beginn seiner Beziehung hatte er seiner Frau versprochen, einmal gemeinsam nach Kanada zu fliegen. Als die Sache konkret wurde, merkte er: Ich traue mich nicht. Er fühlte sich daraufhin sehr schlecht, hatte Schuldgefühle und wünschte sich, es zu schaffen. Das war die Situation, in der er zu mir kam. Wir erarbeiteten zuerst einen Notfallkoffer mit Atemtechniken sowie mit medikamentöser Unterstützung für den Ernstfall. Im Anschluss begann ich ihn behutsam mit der beängstigenden Vorstellung des konkreten Fluges zu konfrontieren.

Konnte der Klient das denn aushalten?

Ja, allerdings nur nach langer Vorarbeit und auf Basis einer guten Beziehung zwischen uns. Er begann, sich das Ganze in immer mehr Detail vorzustellen – den Ausfall des Motors und der Triebwerke, das tiefer Sinken, etc. Daraufhin konnte ich ihn fragen, was er in dieser Situation in seiner Vorstellung tun würde. Er antwortete, dass er die Hand seiner Frau nehmen und in aller Kürze nochmals Rückschau auf sein bisheriges Leben halten würde. Erstaunlicherweise fand er dieses innere Bild – in all seiner Tragik – auch berührend. Und er konnte sagen: Das ist ein Ende, das für mich in Ordnung ist. Ich kann es aushalten. Hinter vielen Ängsten stehen existenzielle Themen. Dieser Mann hat es übrigens geschafft, mit seiner Frau nach Kanada zu fliegen, und er war sehr glücklich darüber.

Es klingt so, als wären Sie hier auf eine tiefere Dimension menschlicher Ängste gestoßen – wie begegnen Sie dem im psychotherapeutischen Setting?

Angermayr: Tatsächlich haben wir alle mehr oder weniger mit unserem „Geworfen-Sein“ in die Welt zu kämpfen. Manche von uns spüren die existenzielle Unbehaustheit mehr, manche weniger. Nichts im Leben ist zu 100 Prozent sicher. Das auszuhalten ist gar nicht so leicht. Das führt in eine spirituelle Tiefe. In der Therapie geht es darum, einen pragmatischen Umgang damit zu finden.

Was bedeutet das konkret?

Angermayr: Menschen, die zu Ängsten neigen, können lernen, sich auf Haltgebendes zu fokussieren, sei es Strukturen, die sie umgeben oder auch die eigenen Fähigkeiten. Wo bzw. wem kann ich vertrauen, was kann ich gut – das sind heilsame Fragen. Manchmal hilft es auch, sich auf positive Kleinigkeiten im Alltag zu besinnen. Denn es ist immer irgendetwas da, das Halt gibt, Stichwort Präsenz.

Hätten Sie da ein Beispiel?

Angermayr: Mir fällt dazu eine kleine Geschichte ein, die Buddha erzählt haben soll: Ein Mann wird von einem wilden Tiger verfolgt. Er läuft davon so rasch er kann. Nach einiger Zeit kommt er an einen Abgrund. Er fällt hinunter, hält sich aber gerade noch an einer Wurzel fest. Als er in den Abgrund blickt, sieht er, dass dort ein zweiter Tiger lauert. Die Situation scheint ausweglos. In dem Moment, bemerkt der Mann, dass neben ihm eine Erdbeere an einem Strauch hängt. Er pflückt sie uns isst sie. Voller Freude stellt er fest, dass er noch nie eine so süße Beere gegessen hat. So kann es einem im Moment der größten Angst gehen, wenn es gelingt, ganz in die Präsenz zu kommen. Freude und Humor sind die stärksten Gegenmittel!

Wie Natur bei Angsterkrankungen helfen kann

Wenn es eines gäbe, das Claudia Altmann gerne per Rezept verschreiben würde, dann wäre es „Natur“. Die erfahrene Psychotherapeutin aus Wien stiftet ihre Klientinnen und Klienten schon seit Jahren dazu an, sich neben der Therapie selbst regelmäßig Gutes zu tun – am besten bei einem täglichen Spaziergang im Grünen. „Natur wirkt“, ist sie überzeugt – auch bei Angsterkrankungen!
Lucy F. Jones, die Autorin des Buches „Die Wurzeln des Glücks. Wie die Natur unsere Psyche schützt“ könnte eine von Altmanns Klientinnen sein. Als junge Journalistin bei einer bedeutenden englischen Tageszeitung angestellt, verschlechterte sich ihr psychischer Gesundheitszustand schleichend. In ihrem Buch beschreibt sie sich als ängstliche und depressive junge Frau. Mithilfe von Alkohol versucht sie ihren Sorgen und dem ewigen Gedankenkreisen zu entkommen. Abhilfe kommt erst nach vielen Jahren des verborgenen Leidens – durch Psychotherapie, medikamentöse Behandlung und – „Natur“, wie sie später in ihrem Buch schreiben wird. Lange Spaziergänge durch einen nahen gelegenen Park und der tägliche Blick auf den Birnbaum vor ihrem Fenster hätten sie nachhaltig entspannt, berichtet die Autorin.

Natur beschleunigt Genesung

Was Jones am eigenen Leib erlebt hat, ist mittlerweile wissenschaftlich vielfach belegt. Natur hat bei allen psychischen Belastungen eine gesundheitsfördernde Wirkung. Als ein Meilenstein in der Forschung gilt die „Attention Restoration Theory“ der beiden US-Psychologen Rachel und Stephen Kaplan. Diese besagt, dass Umwelten, die wir als kohärent und intuitiv verständlich erleben, und die uns das Gefühl vermitteln, weit weg vom Alltag zu sein, aktiv psychologische Prozesse zur Erholung erschöpfter kognitiver Ressourcen initiieren. Grund dafür, so Kaplan und Kaplan, sei die Tatsache, dass der Aufenthalt in der Natur keine „direkte Aufmerksamkeit“ von uns verlange, da sich fast alles intuitiv ohne Konzentration erschließen würde. Ideale Bedingungen für Erholung und Entspannung also.

Die Angst „regulieren“ lernen

Diese und ähnliche Erkenntnisse lassen sich auch für die Behandlung von Angststörungen nutzen, ist Claudia Altmann überzeugt. „Bei Angsterkrankungen geht es immer auch um Selbstregulation, Entspannungsfähigkeit oder darum, sich selbst als Teil eines größeren Ganzen zu betrachten und die Dinge wieder relativieren zu können“, erklärt die Therapeutin. Mithilfe von Natur will sie ihren Klientinnen und Klienten beibringen, sich leichter zu entspannen und ihren Stress selbst ein Stück weit „regulieren zu lernen“. „Es muss nicht immer eine große Wanderung sein, um positive Effekte zu erzielen“, sagt Altmann. Oft würde es reichen, sich in Form eines kleinen täglichen Rituals in der unmittelbaren Wohnumgebung ein paar Schritte im Grünen zu bewegen. Worauf es wirklich ankomme, sei die Regelmäßigkeit des Naturkontakts. Je einfacher und unkomplizierter die Sache, desto besser. „Ich empfehle anfangs eher täglich ein paar Schritte im Beserlpark ums Eck als die lange Fahrt in den Wald, die man nach spätestens zwei Wochen wieder aufgibt“, sagt Altmann.

Mit allen Sinnen weg vom Gedankenkreisen

In dieser Zeit würde es darum gehen, das Grün, das einem zur Verfügung stehe, mit allen Sinnen zu erfassen, so Altmann. Zu ihren Klientinnen und Klienten sagt sie: „Spüren Sie den Boden, nehmen Sie das Wetter und die Temperatur wahr, hören Sie auf die Naturgeräusche in Ihrer Umgebung und atmen Sie die Gerüche der Umgebung ein.“ Allein diese Fokussierung könne Gedankenrasen bremsen und längerfristig zu einer Eindämmung des Stressgeschehens führen. Genau das beschreibt auch Lucy F. Jones in ihrem Buch: „Die Spaziergänge waren nicht nur erholsam – ich kehrte mit ruhigem Geist und guter Laune in meine Wohnung zurück –, sondern auch aufregend, da ich so viele Tiere und Farben zu Gesicht bekam. Jeden Tag sah der Himmel anders aus. Die Brise auf meiner Haut, der Geruch des Erdbodens, die Baumrinde unter meinen Fingern machten mich neugierig auf das Leben.“

Grüne Kraftquellen bauen Stress ab

Haben Klientinnen und Klienten bei Claudia Altmann erst einmal diesen direkten Draht zur Natur wieder gefunden, könne dieser auch für Visualisierungen in der Therapie genutzt werden. „In Stresssituationen kann es Klienten helfen, sich diese Ruheorte in der Natur innerlich herzuholen und dort in Gedanken für ein paar Minuten zu verweilen“, erklärt die Therapeutin ihre Arbeit. Immer wieder schlägt sie auch eigene Natur-Imaginationen vor, wie einen Baum oder den inneren Garten. „Der menschliche Geist unterscheidet nicht zwischen innen und außen. Es gibt daher viele Möglichkeiten, mit Hilfe von Natur Ruhe und Kraft für sich zu tanken“, sagt Altmann. Und: Durch eine Verringerung der Grundspannung würde sich nicht selten auch die Symptomatik verbessern.
Dies erlebte auch Lucy F. Jones, die mittlerweile nicht mehr im geschäftigen London, sondern in einem kleinen Haus am Land lebt – nie wieder möchte sie ohne die tägliche Natur, die ihrer Psyche so gut tut, aufwachen.

Wege aus

der Angst

Ängste verstecken sich gerne und machen häufig einsam. Warum es so wichtig ist, sich mit seiner Angst zu befreunden und den Austausch mit anderen zu riskieren.
Martha P. ist im Waldviertel aufgewachsen und beschreibt sich rückblickend als lebhaftes und mutiges Mädchen. Sie ging offen auf andere Menschen zu, war eher wild und laut. „Im Alter von 14 Jahren kippte das“, erzählt Martha. Immer ruhiger und introvertierter sei sie geworden. „Vor allem in der Oberstufe wurde es schwerer für mich, mich im Kontakt mit anderen wohlzufühlen“, erzählt die heute 35-Jährige im Rückblick. „Ich wurde extrem reizempfindlich. Manchmal reichte es, wenn zuhause ein Sonnenstrahl durch die Jalousien auf mich fiel, um massive Spannungszustände auszulösen.“ Ihr Alltag sei bald von Spannungskopfschmerzen und schlechtem Schlaf geprägt gewesen. Die Geräusche ihrer Mitschüler begannen sie zu überfordern. „Es kam ein Punkt, da hielt ich es nicht mehr aus, wenn jemand mit dem Fuß neben mir wippte“, erzählt sie und fügt hinzu: „Am Ende der Maturaklasse war Schule nicht mehr machbar.“ Martha hatte Glück: Als guter Schülerin ermöglichten es ihr die Lehrer, die letzte Klasse von zuhause aus fertig zu machen, danach folgte ein stationärer Aufenthalt, der mehr Klarheit bringen sollte.

Erfahrungen wie die von Martha sind keine Seltenheit. Oft dauert es Jahre, bis sich Betroffene von Angsterkrankungen in Behandlung begeben. Bis es zur richtigen Diagnose kommt, fühlen sie sich körperlich und seelisch schlecht – häufig ohne zu wissen warum.

Das Versteckspiel der Angst

„Wer Angst hat, neigt dazu, diese über lange Zeit zu verdrängen oder anders abzuwehren“, weiß auch der in der Schweiz tätige deutsche Psychologe Andreas Knuf zu berichten. Zu schambesetzt sei das Gefühl, zu wenig gesellschaftlich akzeptiert. Und: Angst hat die Tendenz, sich hinter anderen Gefühlen zu verstecken. „Meistens ist das primäre Gefühl ein eher weiches Gefühl wie Traurigkeit, Verletzlichkeit, Scham oder Angst. Es wird durch ein dominanteres Gefühl überdeckt. Oft ist es Ärger“, schreibt Knuf in seinem Gefühlsratgeber „Ruhe, ihr Quälgeister“. Warum Menschen besonders leicht auf die Wut hereinfallen, erklärt der Psychologe so: „Wut ist wesentlich energetischer als Angst. Wer wütend ist, fühlt sich mächtiger und lebendiger als jemand, der Angst hat, sich hilflos oder ohnmächtig fühlt.“

Das Versteckspiel der Angst

„Wer Angst hat, neigt dazu, diese über lange Zeit zu verdrängen oder anders abzuwehren“, weiß auch der in der Schweiz tätige deutsche Psychologe Andreas Knuf zu berichten. Zu schambesetzt sei das Gefühl, zu wenig gesellschaftlich akzeptiert. Und: Angst hat die Tendenz, sich hinter anderen Gefühlen zu verstecken. „Meistens ist das primäre Gefühl ein eher weiches Gefühl wie Traurigkeit, Verletzlichkeit, Scham oder Angst. Es wird durch ein dominanteres Gefühl überdeckt. Oft ist es Ärger“, schreibt Knuf in seinen Gefühlsratgeber „Ruhe, ihr Quälgeister“. Warum Menschen besonders leicht auf die Wut hereinfallen, erklärt der Psychologe so: „Wut ist wesentlich energetischer als Angst. Wer wütend ist, fühlt sich mächtiger und lebendiger, als jemand, der Angst hat, sich hilflos oder ohnmächtig fühlt.“

Jeder fürchtet sich anders

Der Psychiater und Universitätsprofessor Siegfried Kasper fügt hinzu, dass die Ausformungen der Angst auch stark von der jeweiligen Geschlechtszugehörigkeit geprägt seien. Diese würden häufig erst spät als Ausdruck der Angst erkannt. „Das männliche Angstverhalten ist häufig mehr durch die Modi Kämpfen und Flüchten geprägt“, so der Facharzt. Auch Sabine Sammer-Schreckenthaler, psychoanalytische Psychotherapeutin aus Wien, beobachtet, dass in ihrer Praxis gehäuft junge Frauen um die 30 sitzen, die aufgrund von Panikattacken zu ihr kommen. „Ich glaube, es ist eine Frage der Sozialisierung, dass Frauen mehr zu Angsterkrankungen neigen“, sagt Sammer-Schreckenthaler. Schon früh würde kleinen Mädchen beigebracht, sich eher ruhig und angepasst zu verhalten, laute Gefühle nicht in der großen Runde zu zeigen. „Das führt dazu, dass Frauen ihre schlechten Gefühle eher gegen sich als nach außen richten.“ Nicht selten würde eine Angsterkrankung also auf einer früh gelernten Aggressionshemmung basieren. „Frauen müssen oft erst mühsam lernen, ihre Stimme zu erheben und für sich einzutreten“, sagt die Psychoanalytikerin.

Eigene Verletzlichkeit akzeptieren

Wie schwer Angst als solche zu erkennen ist, erlebte auch Martha. Statt der Angst spürte sie häufig eine große innere Wut und Anspannung. Erst im Laufe einer längeren Therapie habe sie gelernt, ihre weichen Gefühle und ihre Verletzlichkeit mehr wahrzunehmen und Schritt für Schritt zu akzeptieren. Und es zeigte sich, dass Marthas Ängste und Panikattacken nicht ohne Grund waren. Je mehr sie ihrer Therapeutin vertraute, desto mehr konnte sie auch traumatische Erlebnisse aus ihrer Kindheit aufarbeiten. Für Martha geht es heute dennoch nicht darum, Vergangenes ein für alle Mal hinter sich zu lassen. „Am zufriedensten ist man, wenn man sich mit seiner Verletzlichkeit und all seinen Gefühlen akzeptieren kann“, weiß die junge Frau, die mittlerweile ausgebildete Ergotherapeutin ist und in ihrem Podcast „Hoffnung hilft heilen“ über seelische Gesundheit spricht.

Angstbewältigung als Schlüsselqualifikation

In der Tat sind Angsterkrankungen häufig keine Angelegenheit, die sich wie eine Grippe für immer auskurieren lässt. Unterschiedliche Lebensphasen können Ängste erneut auslösen. Dennoch hat, wer sich einmal mit seiner Angst befasst hat, gute Chancen, auch schlechte Phasen rascher zu überwinden. „Angstbewältigung sollte zur Schlüsselqualifikation werden“, sagt dazu der Soziologe Ulrich Beck in seinem Buch „Risikogesellschaft“. Auch Martha rät dazu, sich mit der eigenen Angst zu „befreunden“, anstatt ihr aus dem Weg zu gehen. Die Ergotherapeutin spricht aus eigener Erfahrung, denn auch bei ihr kommen die Ängste phasenweise wieder und fordern zu neuerlicher Auseinandersetzung auf.

Austausch mit Anderen

„Ein wesentlicher Schritt für mich war, mich mit anderen über meine Gefühle auszutauschen“, erzählt sie im Rückblick. „Im Rahmen eines Psychiatrieaufenthalts machte ich die wertvolle Erfahrung, mit den meisten Dingen nicht allein zu sein. Zu erleben, dass ich Unterstützung bekomme und mit meiner Verletzlichkeit akzeptiert und angenommen werde, war sehr heilsam für mich“, sagt Martha.

Warum Freunde und Familie so wichtig sind

Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft nicht nur das Gefühl der Isolation zu verringern, Experten halten Angehörige und Freunde auch aufgrund ihrer Ampelfunktion für die Zukunft für besonders wichtig. „Familienangehörige sehen möglicherweise als Erste, wenn wieder Symptome auftauchen oder Verhaltensänderungen eintreten“, sagt Knuf. So könnten Betroffene rechtzeitig ermutigt werden, sich zum Beispiel neuerlich Hilfe zu suchen. Denn oft ist es nicht so einfach, auftretende Vermeidungsstrategien selbst sofort zu bemerken, weiß auch Martha. „Manche Mechanismen, um die Angst nicht wahrzunehmen, greifen so automatisch, dass es schwierig ist, das selbst zu bemerken. Wertschätzendes Nachfragen und Aufmerksammachen von anderen kann da sehr hilfreich sein.“

Warum Freunde und Familie wichtig sind

Der Austausch mit anderen Betroffenen hilft nicht nur das Gefühl der Isolation zu verringern, Experten halten Angehörige und Freunde auch aufgrund ihrer Ampelfunktion für die Zukunft für besonders wichtig. „Familienangehörige sehen möglicherweise als Erste, wenn wieder Symptome auftauchen oder Verhaltensänderungen eintreten“, sagt Knuf. So könnten Betroffene rechtzeitig ermutigt werden, sich zum Beispiel neuerlich Hilfe zu suchen. Denn oft ist es nicht so einfach, auftretende Vermeidungsstrategien selbst sofort zu bemerken, weiß auch Pany. „Manche Mechanismen, um die Angst nicht wahrzunehmen, greifen so automatisch, dass es schwierig ist, das selbst zu bemerken. Wertschätzendes Nachfragen und aufmerksam machen von anderen kann da sehr hilfreich sein.“

Medikamente ziehen

der Angst den Stachel

Um der Angst das erste Mal ins Auge sehen zu können, sind häufig Medikamente nötig. Sie reduzieren die allzu heftige Symptomatik. Welche Substanzgruppen es gibt und auf welche Nebenwirkungen zu achten ist.
Die beste Methode, sich selbst zu „medikamentieren“, sind zwei bis drei Bier gleich zu Beginn des Fortgehens. Das hatte Klaus R., Anfang 20, rasch erkannt, als er Zivildienst machte und eben dabei war, das andere Geschlecht zu entdecken. Heute ist Klaus über 40, hinter sich hat er eine jahrzehntelange „Angst-Karriere“. Vor etwas weniger als zehn Jahren schrieb er sogar einen Erfahrungsbericht über seine soziale Phobie. Was darin zu lesen steht, ist starker Tobak – Sucht und sozialer Absturz, aber immer wieder auch aufstehen, weitermachen, lernen, an sich arbeiten. R. hat heute ein Doktorat, einen Job, und er hat eine Frau, die ihm trotz vieler Schwierigkeiten schon lange beiseitesteht. Ein erster Schritt aus der Angst gelang ihm, als er während des Studiums auf Antidepressiva eingestellt wurde. „Ziel des Medikaments ist es, die Angst und die Depression zu reduzieren, sodass man beispielsweise leichter in angstbesetzte Situationen hineingehen kann, um zu üben“, schreibt Klaus in seinem Buch. „Es geht darum, sich zu konfrontieren und eine Situation überhaupt aushalten zu können.“

Ein erprobtes Paar: Medikamente und Psychotherapie

Was Klaus schreibt, wird durch die gängige Fachmeinung bestätigt. Angstpatienten profitieren am meisten von einer Kombination aus medikamentöser Behandlung und psychotherapeutischer Begleitung. „Ich bin der Meinung, dass Angstpatienten möglichst rasch Medikation bekommen sollten“, sagt der Psychiater und emeritierte Universitätsprofessor der MedUni Wien Siegfried Kasper und fügt hinzu: „Die Angst muss so schnell wie möglich wieder weg. Sie ist Gift fürs Gehirn.“ Je länger sie anhalten würde, desto mehr Bahnen würden im Gehirn besetzt. Betroffene sollten – auf Basis der Medikamente – daher auch mindestens ein Jahr symptomfrei sein, um ein Umlernen zu ermöglichen. „Die Angst muss erst wieder verlernt werden“, so Kasper. Dies kann im Rahmen einer Psychotherapie geschehen.

Abklärung von Komobiditäten im Vorfeld wesentlich

Bevor es zur medikamentösen Behandlung kommt, gelte es abzuklären, ob es sogenannte Komorbiditäten, das heißt parallel auftretende Erkrankungen gibt. „Ängste sind besonders häufig in Kombination mit Depressionen zu finden“, erklärt der Facharzt. Dementsprechend unterschiedlich würde auch die medikamentöse Behandlung ausfallen.

Antidepressiva bei Angststörung

„Am häufigsten kommt bei Angsterkrankungen die Gruppe der sogenannten Antidepressiva zum Einsatz“, sagt Siegfried Kasper. Fachleute gehen heute davon aus, dass bei Depressionen und Angsterkrankungen die Nervenübertragung durch die sogenannten Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin gestört ist. Antidepressiva setzen hier an. Sie sollen den Abbau von Serotonin und Noradrenalin verlangsamen. „Auch innerhalb der Antidepressiva lassen sich mehrere Gruppen unterscheiden“, sagt Kasper. „Solche, die eher eine beruhigende, und solche, die eher eine antriebssteigernde Wirkung haben.“ Am weitesten verbreitet sind heute die beiden Gruppen der SSRIs (Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer) und SNRIs (Selektive Noradrenalinwiederaufnahmehemmer). „Der Vorteil moderner SSRIs ist, dass keinerlei Suchtgefahr besteht“, sagt der Psychiater. Einzig die Nebenwirkungen seien von Patient zu Patient verschieden. Diese können von einer anhaltend sedierenden Wirkung über Gewichtszunahme bis zu sexueller Dysfunktion reichen. „In den meisten Fällen kommt es durch die Gabe von SSRIs anfangs sogar zu einer Zunahme der Angst“, sagt der emeritierte Universitätsprofessor. In dieser Eingewöhnungsphase würden daher häufig zusätzlich Benzodiazepine verschrieben. Außerdem sei die langsame Dosissteigerung besonders wichtig.

Vorsicht bei Benzodiazepin!

Selten, aber doch können auch in akuten Phasen der Angsterkrankung Beruhigungs- und Schlafmittel zum Einsatz kommen – dazu zählen unter anderem die Benzodiazepine. „Hier ist große Vorsicht geboten“, sagt Psychiater Michael Musalek, ärztlicher Direktor des Anton Proksch Instituts Wien. „Denn Benzos wirken bei Angstpatienten extrem gut.“ Gefährlich sei vor allem ihr großes Abhängigkeitspotenzial. Nehmen ältere Personen diese Substanzgruppen, können noch weitere ungünstige Nebenwirkungen hinzukommen, wie der Abfall kognitiver Leistungen, die Neigung zu Stürzen und Inkontinenz.

Medikation im Alter

Die Medikation von Angsterkrankungen bei älteren Personen sei generell heikel, meint Musalek, wären Angst und Depression hier doch häufig schwer zu unterscheiden. „Steht die depressive Verstimmung im Vordergrund, sind SSRIs das Mittel der Wahl“, so der Facharzt. Hierbei müsse besonders darauf geachtet werden, Präparate mit wenig Interaktion zu verschreiben, da die Betroffenen oft schon viele andere Medikamente nehmen würden. Dies sei jedoch aufgrund der langjährigen Erfahrung mit diesen Substanzgruppen mittlerweile gut möglich, erklärt Musalek. „Das bei Weitem größere Problem ist die Stigmatisierung vieler Psychopharmaka“, sagt der Leiter des Anton Proksch Instituts. Gerade ältere Menschen seien daher zurückhaltender, was die Einnahme von Psychopharmaka betrifft. Pflanzliche Mittel können hier den Einstieg in die Behandlung erleichtern.

Heilmittel der Natur

Dass die Vergabe von pflanzlichen Präparaten heute nicht nur in der Geriatrie State of the Art ist, bestätigt ebenso Universitätsprofessor Siegfried Kasper. „Jedoch nur dann, wenn die Extrakte standardisiert überprüft wurden“, fügt Kasper hinzu. Dies sei bisher nur bei einem bestimmten Lavendelöl-Präparat der Fall. Diese frei in der Apotheke verfügbaren Produkte seien in der Corona-Zeit verstärkt nachgefragt gewesen, weiß der Grazer Apotheker Helge Oswald. Bei leichten Symptomen, wie ständigem Grübeln oder Nervosität, empfehlen er und seine Kollegen diese auch gerne von sich aus. Die Rückmeldungen seien durchwegs positiv gewesen, so Oswald. Kaum jemand habe keine Verbesserung gespürt.

Unterstützung durch die Apotheke

Die meisten Apotheker hätten ein gutes Sensorium für Personen mit Angsterkrankungen, weiß Oswald zu berichten. Oswald ermutigt Menschen, diesen niederschwelligen Zugang zu Unterstützung zu suchen. „Vielen Menschen tut allein das Gespräch mit uns gut, und wir können weitere Hilfsmöglichkeiten aufzeigen“, sagt Oswald. Der erste Schritt aus der Isolation der Angst sei dann vielleicht schon getan.

Wenn die Angst immer schon da war …

Ängste begleiten Menschen in unterschiedlichen Formen oft ein Leben lang; Medikamente können helfen, nicht immer jedoch gänzlich heilen. Häufig liegt der Fortschritt im graduellen Erreichen von mehr innerer Freiheit und nicht bei kompletter Symptomlosigkeit. „Mit der Angst leben lernen“, ist ein Motto, das vielen Betroffenen hilft. Eine von ihnen ist Lena Erhard (Name von der Red. geändert). Sie kennt Ängste seit der Volksschulzeit. Eine Spurensuche an der Grenzlinie von gesund und krank. Lena Erhard, versteht ihr bisheriges Leben erst im Rückblick. Die 50-jährige Mutter einer erwachsenen Tochter ist verheiratet und arbeitet als freiberufliche Übersetzerin. Alles passt. Dass es so ist, verdankt Erhard mehr als 15 Jahren Gesprächs-Psychotherapie, die sie nach wie vor in großen Abständen besucht. Erhard könnte ein „role-model“ für viele Menschen mit Angsterkrankungen sein; in kleinen Schritten hat sie sich mühselig aus den verschiedensten Formen der Angst „herausgerappelt“, wie sie es selbst bezeichnet.
  • In der Gruppe nie ganz zuhause

    „Meine erste Erinnerung an ungute Zustände, die ich nicht zuordnen konnte, liegt in der Volksschulzeit. Schon damals fühlte ich mich immer ein bisschen unwohl im Kreis meiner Klassenkameradinnen“, erzählt Erhard. Die diffuse Anspannung, das Gefühl nicht dazu zu gehören, dabei gleichzeitig der sehnliche Wunsch, gemocht zu werden – das alles kam schleichend und sollte sich die ganze Schulzeit hindurch nicht mehr ändern.

  • Erste Panikattacken

    Erhard hielt sich fest an ihren guten Noten, ihrer Leistung und dem Gedanken, dass nach der Matura das „echte, unbeschwerte Leben“ beginnen würde. „Ich hatte einen großen Traum, ich wollte Sängerin werden.“ Denn Sängerinnen, so dachte sie, hätten den Mut, sich völlig frei vor den Augen aller zu zeigen“, erzählt Erhard. Ihre Realität als Teenager war das komplette Gegenteil: Musste sie ihre Deutschaufsätze vor der Klasse laut vorlesen, blieb ihr sprichwörtlich die Luft weg. Die Kehle wurde trocken, die Knie zitterten, sie hatte Angst zu ersticken. Heute weiß Erhard, dass dies die ersten Anzeichen von Panikattacken waren. Gesagt hat sie niemandem etwas, vielleicht aus Scham, vielleicht weil ihr die Worte fehlten – zu diffus war das, was ihr passierte.

  • Wissen hilft bei Angsterkrankungen

     „Mir wären viele Jahre des Leidens erspart geblieben, hätte ich früher gewusst, was mit mir los ist“, sagt sie heute. Tatsächlich kämpfte Erhard nicht nur in ihrer Jugend, sondern auch den Großteil ihres Erwachsenenlebens mit Panikattacken und sozialen Ängsten. Der Traum von der Sängerinnenkarriere zerplatzte rasch nach der Matura. Erhard studierte stattdessen Übersetzung – eine „Notlösung“. „Tatsächlich lag mir die entspannte Beschäftigung allein mit der Literatur von Anfang an sehr“, sagt Erhard im Rückblick. Heute würde sie jeder Person mit einer Angsterkrankung raten, ganz bewusst, die eigenen Talente zu suchen und zu stärken. Damals war sie dennoch unglücklich über den geplatzten Traum, fühlte sich depressiv und suchte sich daher Unterstützung in der Studierendenberatung. „Erst im Laufe des therapeutischen Prozesses wurde mir bewusst, dass ich ein riesiges Problem mit Ängsten habe“, sagt Erhard.

  • Das Trauma im Hintergrund

    Die junge Frau findet ein empathisches Gegenüber; zum ersten Mal berichtet sie über ihre Kindheit und die jahrelange verbale Gewalt ihres Vaters. „Wer so lange und massiv unter Ängsten leidet wie ich, ist vermutlich traumatisiert“, sagt Erhard. Um die Schlafstörungen zu bekämpfen, die sie in der ersten Zeit ihrer Berufstätigkeit einholen, lässt sie sich Medikamente verschreiben. „Es war gut, diese Hilfsstöcke zu haben, um mir ein Leben aufbauen zu können“, sagt sie. Die Arbeit im Großraumbüro will ihr dennoch nie so richtig „gelingen“. „Ich wurde ständig krank“, erzählt Erhard im Rückblick. Obwohl sie in ihrer Therapie gefühlt gut vorwärtskommt, bleibt der Alltag mühsam.

  • Das passende Leben finden

    Nach einigen Jahren und vielen verschiedenen Arbeitsstellen gibt sie scheinbar auf und geht in die Selbständigkeit. „Was mir zuerst wie ein Scheitern vorkam, war die klügste Entscheidung, die ich treffen konnte“, sagt Erhard. Sie bekommt genügend Aufträge, ihre Übersetzungen kommen an; Sie hat Gespür für die Sprachen, die sie übersetzt, und kann sich „eintunen“ in die Stimmung verschiedenster AutorInnen. „Viele Menschen mit Angststörungen sind auch sehr feinfühlig“, sagt die Übersetzerin. Sie hätten gelernt, sich sehr genau mit sich und ihrer Innenwelt zu beschäftigen – das macht sie offen für die Gefühlswelten anderer. „So manche Schwierigkeit birgt auch einen Schatz in sich“, sagt Erhard und: „Ich bin sehr weit gekommen, was meine Ängste betrifft.“

  • Schluss mit Vergleichen

    Dennoch habe sie erlebt, dass es auch immer wieder Lebensumstände gibt, die sie zurückwerfen. Ganz bewusst darauf zu schauen, sich in kleinen Schritten vorwärtszubewegen, sei daher ihr Motto geworden – und sich nie mehr mit anderen zu vergleichen. „Man hat als Person mit einer Angsterkrankung eine komplett andere Startposition als ein Mensch ohne diese. Vergleiche sind daher sinnlos – und wenn dann nur mit sich selbst“, sagt sie schmunzelnd. Für Erhard ist heute klar, dass es beides braucht – die Akzeptanz der eigenen Angst genauso wie die permanente Arbeit daran.

Wetten, dass, sich Angst bezwingen lässt …?

Viele Menschen kennen das: In belastenden Zeiten will der Kopf am Abend nicht mehr aufhören zu denken; Sorgen und Gedankenkreisel verselbständigen sich immer mehr, der Schlaf wird zunehmend schlechter. Oft ist der Beginn der subsyndromalen Angststörung ein schleichender. Was kann präventiv helfen, um erst gar nicht in die Angststörung hineinzurutschen?
Wenn Julia Reichert heute eine Bühne betritt, um einen Vortrag zu halten, tut sie zuerst eines: Sie lächelt den Menschen in der ersten Reihe zu. Reichert (30) ist erfolgreiche Rhetorik-Coachin und Buchautorin („Hirn to go“, „Wie erfolgreiche Menschen reden“) aus München. Bekannt ist sie einem breiteren Publikum durch ihre beiden „Wetten, dass.. ?“-Auftritte, in denen sie mit ihrer Merkleistung beeindruckte. Vergangenen Herbst wurde sie Thomas Gottschalks letzte Wettkönigin. Was so locker aussieht auf der Bühne oder in der Show, ist nicht nur Reicherts tägliches Geschäft als auf Lampenfieber spezialisierte Coachin, es ist auch ein Stück weit Ergebnis ihrer eigenen Auseinandersetzung mit dem Thema „Angst“.
Vor Publikum sprechen: Blackout, Panik, Bewusstlosigkeit

Bereits in der Schulzeit kannte Reichert sich aufbauende Ängste bei Referaten vor der ganzen Klasse. „Richtig schlimm wurde es beim Studium“, erzählt die studierte Germanistin und Französisch-Philologin. Fast jede Prüfung sei mündlich oder in Form einer Präsentation abzulegen gewesen. „Ich habe rasch gemerkt, wie sehr die Qualität meiner Arbeit leidet, wenn die Ängste zu groß werden“, erzählt Reichert. Wie viele Menschen erlebte sie extreme Nervosität, bis hin zur Angst vor Bewusstlosigkeit. „Jeder Vortragende kennt die Angst vor dem Blackout. Ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Angst ist das Einzige, das hilft“, sagt die Coachin.

Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, macht auch sie bereits während des Studiums die Not zur Tugend und beginnt sich mit ihren Schwierigkeiten zu befassen. „Woher kommt die Angst? Was will sie mir sagen?“ sind Fragen, die sie bald wissenschaftlich begleiten, denn Reichert setzt ihre Ausbildung mit einem Master in Cognitive Neuroscience of Language fort. Das Ergebnis sind mittlerweile zwei Bücher, die sich u.a. mit dem neurobiologischen Hintergrund von Ängsten befassen.

Psychoedukation zur Angst-Reduktion

Denn, so viel ist sonnenklar, wer sich – ganz im Sinne der Psychoedukation – mit den eigenen Ängsten beschäftigt, hat bessere Chancen, sie zu verringern. Dabei geht es einerseits um theoretisches Wissen zu den ungeliebten Gefühlen. Reichert dazu: „Es ist evolutionär komplett sinnvoll, als Einzelner, der vor einer Menschenmenge steht, Angst zu haben. Waren unsere steinzeitlichen Vorfahren mit einer fremden Horde konfrontiert, konnten sie zu Beginn nicht wissen, ob ihr Leben nicht in Gefahr war. Erst wenn das Gegenüber eindeutig Sympathie bekundet, kann Entspannung eintreten.“ Genau darum lächelt Reichert heute, wenn sie eine Bühne betritt, versucht vorab mit dem Publikum in Austausch zu kommen oder einen Witz zu machen. „Jedes Herstellen einer Verbindung, hilft die Angst schlagartig zu reduzieren“, weiß die Coachin.

Üben, üben, üben

Diese Tatsache lässt sich auch hervorragend im Alltag üben. Wer zu Ängsten neigt, kann sich angewöhnen, sich regelmäßig mit diesen zu „konfrontieren“. Reichert schlägt ihren KlientInnen z.B. vor, ab und zu einen anderen Menschen in der U-Bahn anzusprechen, etwa mit einem Kompliment zu einem Kleidungsstück. „Je mehr und öfters wir unsere Ängste überwinden, desto kleiner werden sie“, so Reichert – und das in jeder Situation.

Wer die Coachin heute fragt, ob sie denn kein Lampenfieber mehr hätte, erntet ein Lächeln. Tatsächlich gehe es ihr mehr um die Frage des Umgangs mit Ängsten und nicht um ihr komplettes Verschwinden. Was ihr dabei heute noch hilft, ist das Pflegen einer entspannten Fehlerkultur. „Häufig sind wir zu streng mit uns selbst“, so Reichert. „Wer sein Bestes gibt, darf auch Fehler machen – wir sind alle nur Menschen.“

Keine Angst vor der Angst:
Wie Social Media zur Enttabuisierung von Angststörungen beiträgt

In den letzten Jahren ist auf Social Media eine zunehmende Präsenz von Inhalten über psychischen Erkrankungen, insbesondere Angststörungen und Depressionen, zu beobachten. Was von einigen als „Trend“ abgetan wird, ist in Wahrheit ein bedeutender Schritt in Richtung Enttabuisierung und Aufklärung. Viele Influencer*innen nutzen ihre Reichweite, um offen über ihre eigenen Erfahrungen mit Angststörungen und Depressionen zu sprechen. Dadurch geben sie nicht nur Betroffenen eine Stimme, sondern fördern auch das gesellschaftliche Verständnis für diese oft unsichtbaren Erkrankungen.

Die Unsichtbarkeit der Angst

Psychische Erkrankungen sind nicht immer sichtbar, und genau das macht sie für viele so schwer zu begreifen. Wiebke Schenter, auf Instagram bekannt als @piepmadame, spricht offen über ihre Erfahrungen mit Depressionen und beschreibt dieses Dilemma treffend: „Richtig schwierig wird es für mich dann, wenn gesagt wird, dass Depressionen im echten Leben ganz anders aussehen als es Influencer*innen auf Instagram darstellen... Als es mir schlecht ging, hatte ich keine Kraft, die Kamera draufzuhalten.“ Dieses Statement verdeutlicht ein zentrales Problem: Psychische Erkrankungen werden oft missverstanden oder als weniger schwerwiegend abgetan, wenn sie nicht den Vorstellungen entsprechen, die Außenstehende haben.

Schenter spricht auch einen weiteren wichtigen Aspekt an: Wenn Betroffene ihre Erkrankung nicht dokumentieren, wird ihnen vorgeworfen, nicht wirklich betroffen zu sein. Doch sobald sie versuchen, ihre Gefühle und Erfahrungen zu teilen, wird ihnen unterstellt, sie inszenierten sich. Gerade dieser Zwiespalt zeigt, dass das Zeigen von psychischen Erkrankungen auf Social Media ein wichtiger Schritt ist, um Missverständnisse und Vorurteile aufzulösen.

Panik, die plötzlich zuschlägt

Die österreichische Autorin und Content Creatorin Astrid Aschenbrenner, bekannt als @wienerkind, beschreibt ihre persönlichen Erfahrungen mit Panikattacken: „Ich würde mich nicht als ängstliche Person bezeichnen. Und trotzdem hat mich die Panik überrannt. Mehrmals.“ Durch das Teilen ihrer Geschichte macht Aschenbrenner sichtbar, wie schwer es sein kann, mit der Angst umzugehen, selbst wenn man sich eigentlich nicht als ängstlich wahrnimmt, denn Angststörungen können jede*n treffen, unabhängig von der äußeren Lebenssituation oder dem persönlichen Charakter. Sie liefert zugleich aber auch eine wichtige Botschaft an ihre Follower*innen: „Es gibt einen Weg raus aus der Angst.“ Der Weg zu mehr psychischer Gesundheit ist zwar herausfordernd, aber möglich.

Gemeinsam gegen das Schweigen

Die Enttabuisierung psychischer Erkrankungen erfordert nicht nur mutige Einzelpersonen, die über ihre eigenen Erfahrungen sprechen, sondern auch eine gesellschaftliche Bereitschaft, diese Themen ernst zu nehmen. Genau hier zeigt sich der unschätzbare Wert von Social Media: Es bietet eine Plattform, auf der Menschen ihre Geschichten erzählen und sich gegenseitig ermutigen können. Das Offenlegen von Erfahrungen mit Angststörungen ermöglicht es Betroffenen, sich nicht mehr alleine zu fühlen, während zugleich die breite Öffentlichkeit über die Vielfalt und Komplexität dieser Erkrankungen aufgeklärt wird.
Die Schriftstellerin Jaqueline Scheiber (@jaquelinescheiber) sagt dazu treffend: „Atme. Du bist nicht allein damit.“

Keine Angst vor der Angst

Das wachsende Bewusstsein für mentale Gesundheit auf Instagram und anderen Plattformen verdeutlicht einen tiefgreifenden Wandel im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Menschen wie Wiebke Schenter, Astrid Aschenbrenner und Jaqueline Scheiber tragen durch das Teilen ihrer persönlichen Geschichten dazu bei, das Thema ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Sie helfen dabei, die vielfältigen Facetten von Angststörungen und Depressionen verständlich zu machen und erinnern daran, dass hinter jedem Bild und jeder Erzählung echte Menschen mit realen Emotionen stehen. Diese Offenheit ist entscheidend für die Enttabuisierung von Angststörungen und Depressionen und leistet einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung und Entstigmatisierung. Die Botschaft ist klar: Angst und Depressionen sind reale, belastende Erkrankungen, die jede*n treffen können. Doch ebenso klar ist: Es gibt einen Weg aus der Angst – und niemand muss ihn allein gehen.

Keine Angst vor der Angst.

Folge deiner Angst

Eine Frau mit einem übergroßen Leiterwagen-artigen Gefährt, das sie vor sich herschiebt oder zieht. Die Frau ist Angela Maxwell, ihr Ziel, die Umrundung der Erde. Zu Fuß. Über vier Jahre lang war die 40-jährige US-Amerikanerin unterwegs – von Australien, quer durch Asien und Europa bis zurück in ihre Heimat, den US-Bundesstaat Oregon. Alles, was sie zum Leben braucht, befindet sich auf dem kleinen Transportwagen. Was kaum bekannt ist, auch Maxwell kennt übersteigerte Ängste aus eigener Erfahrung – es sind soziale Ängste, die sie immer wieder beschäftigen.
Bereits 1966 bezeichneten die beiden englischen Psychiater und Verhaltenstherapeuten Isaac Marks und Michael Gelder die spontan in sozialen Situationen auftretende Angst als „soziale Phobie“. Bis heute wird diese Diagnose unter den Angststörungen im Vergleich zu Panikattacken eher unterschätzt. „Ein Grund dafür ist, dass sich soziale Ängste extrem gut verstecken können“, weiß der auf Ängste spezialisierte Psychotherapeut Hans Morschitzky aus Linz. Selbst die Betroffenen wissen oft über viele Jahre nicht, wo ihre Schwierigkeiten liegen. Dabei könnte ihnen ihr Verhalten Aufschluss geben. „Menschen mit sozialen Ängsten versuchen Gruppensituationen immer mehr auszuweichen. Diese sind auch sehr anstrengend für sie“, erklärt der Therapeut. Häufig stünde dahinter das Bedürfnis, um jeden Preis Kritik zu vermeiden und nicht negativ aufzufallen. Als Resultat ziehen sich Betroffene immer mehr zurück und laufen Gefahr, in die Depression abzurutschen.
Morschitzky hat ein 10-Schritte-Programm entwickelt, das helfen soll, soziale Ängste zu verringern und Situationen mit anderen Menschen wieder freudvoll erleben zu können. Dazu zählen die Änderung eingeschliffener Denkmuster genauso wie gezielte Aufmerksamkeitslenkung. Auch Angela Maxwell hat sich viele dieser Dinge angeeignet. Nicht zuletzt hat sie sich am Ende ihrer Reise mutig ihren Symptomen gestellt und einen vielbeachteten TED-Talk in Edinburgh abgehalten. Wir haben nachgefragt, was sie auf ihrem Weg geprägt hat – und wie sie heute mit ihren Ängsten umgeht.
  • Ms. Maxwell, als Sie im Mai 2014 Ihre große Reise antraten, ließen sie vieles hinter sich: Ihre erfolgreiche Arbeit als Unternehmensberaterin, Ihre Beziehung, Ihr Zuhause. Hatten Sie nicht Angst?

    Ich wusste, dass es spezifische Gefahren geben würde, wenn man als Frau allein unterwegs ist und draußen im Freien in einem Zelt übernachtet. Heute würde ich sagen, dass ich naiv gegenüber diesem Risiko war. Dennoch überwog bei mir der Gedanke, dass ich es am Ende meines Lebens bereuen würde, es nicht zumindest versucht zu haben, mich meinen Ängsten zu stellen und das Abenteuer zu wagen. Das hat mir geholfen, den ersten Schritt zu machen.
  • Gab es Momente während Ihrer Reise, in denen Sie aufgeben wollten? Wenn ja, wie haben Sie sich motiviert, weiterzumachen?

    Ich hatte nie das Gefühl, aufgeben zu wollen, aber es gab Momente, in denen ich meine Motivation verlor. Manchmal brauchte es viel Arbeit mit bzw. an mir selbst und meinem Bewusstsein, um weiterzumachen. Was mir half, war, an all die Schwierigkeiten und Herausforderungen zu denken, mit denen ich in meinem Leben bereits konfrontiert gewesen war. Dabei stellte ich fest, dass ein Sand- oder Schneesturm nicht anders war als einige meiner vorangegangenen persönlichen und beruflichen Herausforderungen. Mit anderen Worten, egal mit welchen Schwierigkeiten ich konfrontiert bin, es liegt an mir, wie ich ihnen begegne. Ich kann mich dafür entscheiden, Überwältigung und Angst das Beste von mir zu blockieren, oder ich kann einen Fuß vor den anderen setzen und mich jeden Moment daran erinnern, dass es sich immer besser anfühlt, trotz meiner Angst vorangekommen zu sein.
  • Chronische Angsterkrankungen lassen oft wenig Spielraum. Was raten Sie Personen, die aufgrund ihrer persönlichen Geschichte vielleicht weniger Entscheidungsfreiheit haben?

    Ich glaube, was jedem Menschen hilft, ist der Gedanke nicht allein zu sein mit seiner Angst. Es gibt meistens Personen, die Gleiches oder Ähnliches erlebt haben oder erleben wie man selbst. Als ich nach einem gewalttätigen Überfall in der Mongolei einen meiner größten Angstmomente hatte, half mir die imaginäre Gemeinschaft mit Frauen, die ähnliches erlebt haben. Obwohl ich real ganz allein in dieser weiten Steppenlandschaft war, dachte ich an jene Frauen, die nach ähnlichen Erlebnissen den Mut hatten, aufzustehen, ihre Stimme zu erheben und weiterzumachen. Ein Schlüssel zur Überwindung von Angst ist, dass wir uns alle viel mehr Geschichten von Menschen erzählen sollten, die es auf die andere Seite geschafft haben.
  • In Ihrem Edinburgh TED-Talk sagen Sie, dass auch die Bereitschaft, in Bewegung zu bleiben besonders hilfreich war. Sie bezeichnen dies als „heilsame Praxis“, bei der Disziplin, Ausdauer und Geduld eine Rolle spielen. Kann Gehen eine Art von Therapie auch für Menschen mit Angsterkrankungen sein?

    Ich würde Menschen mit Angsterkrankungen nicht unbedingt eine Wanderung rund um die Welt empfehlen, aber ich bin überzeugt davon, dass lange Spaziergänge in der Natur bei Angstzuständen helfen können. Selbst ein 20-minütiger Spaziergang am Morgen macht einen großen Unterschied, wie wir den Tag beginnen. Ich bin außerdem ein großer Fan von beruhigender Atemarbeit (wie abwechselnde Nasenlochatmung) und Solo-Spaziergängen, um das Bewusstsein zu klären und die Lymphe im Körper fließen zu lassen!
  • Merken Sie selbst einen Unterschied zwischen dem aktiven Umgang mit Ihren Ängsten und dem Versuch, diese beiseitezuschieben bzw. zu verdrängen?

    Ja. Es gibt Dinge, die ich tue, um mir bewusst zu machen, dass ich Angst habe, und es gibt Dinge, die ich tue, um dieses Gefühl zu vermeiden oder zu betäuben. Wenn ich versuche, meine Sorgen und Ängste zu umgehen, neige ich dazu, in das typische Verhalten von übermäßigem Essen, Alkoholtrinken und Fernsehen zu kippen, um mich "wegzubeamen". Bin ich mir hingegen bewusst, dass ich gestresst und ängstlich bin, und gehe positive damit um, mache ich Atemarbeit, meditiere und achte auf guten Schlaf.
  • Sie schreiben, dass Sie eigentlich introvertiert sind, und es daher leichter finden, allein in der Natur zu sein als in einer Menschenmenge in der Stadt. Hat Ihre Reise das in irgendeiner Weise geändert? Sie sind heute eine prominente Rednerin ...

    Die Reise hat mein Naturell eigentlich noch verstärkt. Ich beobachte, dass ich noch mehr Zeit für mich allein brauche als zuvor. Ich muss immer wieder soziale Ängste durcharbeiten, besonders an Orten mit Menschenmengen wie Cafés und Lebensmittelgeschäften. Schlaf, Atemarbeit und ein Spaziergang helfen mir sehr!
  • Wann haben Sie zum ersten Mal bemerkt, dass soziale Situationen für Sie schwierig sein können?

    Ich hatte bereits als Kind immer ein wenig Angst, wenn ich zu sozialen Aktivitäten ging. Im Teenageralter bzw. in meinen Zwanzigern war ich allerdings noch auf Konzerten und Partys. Erst nach meiner langen Reise wurde mir bewusst, dass es sich dabei bereits um soziale Ängste gehandelt hatte. Interessanterweise kam diese Erkenntnis dadurch, dass ich auf meiner Reise eine Sache immer wieder spürte: Sobald ich mich einer Stadt oder einem Dorf näherte, begann sich eine diffuse Angst einzuschleichen. Mein ganzer Körper fühlte sich „aufgeregter“ an. Und in dem Moment, in dem ich zurück in die Wildnis und Einsamkeit ging, merkte ich, wie ich mich wieder entspannen und Freude fühlen konnte.
  • Zu guter Letzt, wie war Ihr Leben, seit Sie Ihre Reise beendet haben?

    Ich fand es schwierig, wieder in den normalen Alltag des Gemeinschaftslebens zurückzukehren: Arbeit, Leute zum Essen treffen, einfach die normalen Routinen in einer Gesellschaft waren eine Herausforderung. Ich bin mittlerweile auch mit mir selbst in dieser Situation zufrieden, da ich weiß, dass ich in der Lage bin, besser mit meinen Ängsten umzugehen. Aber der Ruf, wieder allein unterwegs zu sein, ist nach wie vor groß. Ich brauche die Natur, ich brauche Zeit für mich allein, und ich brauche das Gefühl, ins Unbekannte zu gehen – meine Expeditionen machen mir einfach Freude!

    Ms. Maxwell, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin alles Gute für Ihre Wanderungen!

Angst umlernen –

die Kraft der Psychotherapie

Während Medikamente wie Krücken durch schwierige Zeiten hindurchhelfen, sollen mithilfe der Psychotherapie längerfristig die inneren Programme verändert werden. Welche unterschiedlichen Herangehensweisen es gibt und was Betroffenen helfen kann.
„Die Zeiten, als sich analytischer Zugang und Verhaltenstherapie wesentlich unterschieden, sind vorbei“, sagt Hans Morschitzky, Verhaltenstherapeut aus Linz und Autor zahlreicher Bücher zum Thema Angsterkrankungen. Zwar sei es nach wie vor so, dass analytisch orientierte Therapeuten mehr bei der Ursachenforschung ansetzen würden, dennoch würde heute kein Verhaltenstherapeut mehr die Vergangenheit ausklammern, so Morschitzky. „Gute Therapeuten arbeiten alle recht ähnlich“, sagt der Fachmann. In der Tat sind sich die meisten Psychotherapeuten heute einig, dass es für den Erfolg einer Therapie in erster Linie die stimmige Beziehung zwischen Therapeuten und Klienten braucht. Wer sich zum Erstgespräch entscheidet, tut also gut daran, beim Kennenlernen auf das eigene Bauchgefühl zu hören. „Ein Klient muss sich in erster Linie wohlfühlen bei seinem Therapeuten“, sagt auch die analytische Psychotherapeutin Sabine Sammer-Schreckenthaler.

Ursachenforschung und Psychoedukation

Und doch erwarten Klienten bei Hans Morschitzky und Sabine Sammer-Schreckenthaler möglicherweise unterschiedliche Herangehensweisen. „Verhaltenstherapeuten gehen sehr strukturiert nach Plan vor“, sagt Morschitzky. „Wir versuchen das Problem mit dem Klienten zu analysieren, etwa seine Angst, um danach die geeigneten Schritte zu planen.“ In seiner Praxis gehe es also viel um Psychoedukation. Dies bedeute, den Betroffenen konkrete Hilfsmittel für schwierige Situationen an die Hand zu geben.

Tiefenpsychologische Schulen versuchen mit ihren Klienten zuerst an die Wurzeln der Angst zu kommen, ein Prozess, der viele Jahre in Anspruch nehmen kann. „Im Gespräch umkreisen wir die Angst immer wieder und versuchen uns auch der Angst-Geschichte einer Klientin anzunähern“, sagt Sabine Sammer-Schreckenthaler. Egal welche Richtung ein Klient aber letztlich wählt, „man kommt nicht darum herum, sich der Angst auch real zu stellen“, weiß die Analytikerin.

Freude ist die stärkste Medizin

Um dies zu ermöglichen, braucht es häufig längere Vorarbeit, sagt Hans Morschitzky. „Der Grund dafür, etwas zu tun, muss schwerer wiegen als die Angst“, so der Therapeut und fügt hinzu: „Freude ist die stärkste Medizin gegen Angst.“ Der Fachmann würde daher häufig mit seinen Klienten daran arbeiten, innere Bilder der Vorfreude, Neugier und Begeisterung zu entwickeln. „Wenn ein Mensch sich zum Beispiel vor einer Vortragssituation fürchtet, hilft es, sich zuerst seine destruktiven inneren Bilder anzusehen und danach andere, positive entstehen zu lassen.“ Wer etwa weiß, warum er einen Auftritt bestreiten möchte, und anstatt der Katastrophe des Vortrags ein inneres Bild der eigenen Kompetenz entwickeln kann, hat schon viel gewonnen.

Gemeinsam stark gegen die Angst

Angsterkrankungen verändern Menschen; sie haben aber nicht nur enorme Auswirkungen auf die Betroffenen selbst, auch für die Angehörigen kann der Alltag zum Spießrutenlauf werden, wenn Mama sich auf einmal nicht mehr zum Einkauf traut oder Papa Schweißausbrüche vor der Arbeit bekommt. Welche Rolle spielen Angehörige im Alltag von Menschen mit Angsterkrankungen konkret?
Wenn Paula Maché (Name von der Red. geändert) die eigene Wohnung betritt, greift sie routinemäßig zum Desinfektionsmittel, das gleich neben der Tür steht. Das Reinigen der Hände ist nur eines von mehreren Ritualen, das die vierköpfige Familie aus Wien im Alltag begleitet. Machés Mann leidet schon seit längerem an einer Angsterkrankung, ein Teil davon ist die Sorge, sich mit Krankheiten anzustecken.

Maché ist eine von vielen Klientinnen, die Kerstin Muff, existenzanalytische Psychotherapeutin i.A.u.S. aus Wien betreut. Rund zwei Drittel der Hilfesuchenden, die zu ihr kommen, haben Ängste zum Thema, manche auch als Angehörige, so wie Paula Maché. Wie viele wusste die 40-jährige Mutter zweier Kinder im Volksschulalter lange nicht, was es mit dem besonderen Verhalten ihres Mannes auf sich hatte, denn die Veränderungen waren schleichend.

Auch Angehörige brauchen Mut, sich Unterstützung zu suchen

Über viele Monate trug die Familie die Situation mit. Ohne groß nachzudenken wurde der Desinfektionsspender aufgestellt, regelmäßige Händewaschrituale vereinbart und ein neuer besonders intensiver Staubsauger angeschafft – doch immer mehr Verbote und Regeln begannen den Alltag einzuschränken. So lange, bis Maché sich selbst in der Therapie bei Muff Unterstützung suchte. Dies verlangte ihr viel Mut ab, denn nach außen schienen die Machés bis dahin die perfekte Familie zu sein.
„Es ist typisch, dass viele Angehörige zuerst versuchen, bei schwierigen Verhaltensweisen ihres Partners oder der Partnerin zu viel zu unterstützen. Bei sozialen Ängsten kann das z.B. bedeuten, dass man beginnt den Betroffenen sämtliche Einkäufe abzunehmen“, erklärt Muff. Obwohl Angehörige eine unschätzbare Ressource für Betroffene seien, will die Form der Unterstützung gut überlegt sein. „Es geht darum, die Bevormundung der Betroffenen zu vermeiden und nicht selbst in eine Co-Abhängigkeit zu geraten“, so Muff.

Raus aus der Überforderungsfalle

Auch Maché hat durch die Gespräche in der Therapie erst gelernt, immer wieder nachzuspüren, wo und wie sie Halt geben kann, bzw. wann die eigene Grenze erreicht ist. Früher drohte Maché ihrem Mann häufig mit Trennung, auch wenn sie ihn eigentlich liebte. „Sind Angehörige überfordert, macht das auch den Betroffenen Druck. Sie können daher in der Selbsterfahrung lernen, mehr mit sich selbst in Kontakt zu treten, um erst gar nicht an diesen Punkt zu kommen“, sagt Muff. Menschen mit Angststörungen zu begleiten ist mehr Marathon als Sprint. Das richtige Einteilen der eigenen Energie sei daher wesentlich.
Unterstützung bedeutet auch den Einbezug von Helfersystemen, wie psychiatrische Versorgung und das Einholen von Informationen zur Symptomatik. Das kann auch einfach in der Apotheke ums Eck sein. „Für die Betroffenen ist es vor allem wichtig, dass ihre Erkrankung als solche gesehen und ernst genommen wird.“ Besonders schädlich sei daher ein Umfeld, in dem Sätze fallen wie „Stell dich doch nicht so an“ oder „Da kann doch nichts passieren“. Dies verunsichert Menschen, die ihre Ängste als reale Bedrohung erleben, zusätzlich. Das hat auch Paula Maché in der Therapie gelernt. Sie ist mittlerweile Expertin für die Erkrankung ihres Mannes und leiht ihm ein Ohr, wann immer es möglich ist. Manchmal geht sie aber auch einfach eine Runde in den Park mit den Kindern oder trinkt einen Kaffee mit der besten Freundin. Gemeinsam sind sie und ihr Mann auf einem guten Weg.

Ursachenforschung und Psychoedukation

Und doch erwarten Klienten bei Hans Morschitzky und Sabine Schreckenthaler möglicherweise unterschiedliche Herangehensweisen. „Verhaltenstherapeuten gehen zumeist sehr strukturiert nach Plan vor“, sagt Morschitzky. „Wir versuchen das Problem mit dem Klienten zu analysieren, etwa seine Angst, um danach die geeigneten Schritte zu planen.“ In seiner Praxis gehe es also viel um Psychoedukation. Dies bedeute, den Betroffenen konkrete Hilfsmittel für schwierige Situationen an die Hand zu geben. „Ich erkläre Menschen, wie sie zum Beispiel in der Panikattacke am besten klarkommen. Das heißt: Bleiben Sie ruhig, machen Sie Bewegung, um das Adrenalin abzubauen, lenken Sie die Aufmerksamkeit auf Ihre Umwelt und wehren Sie sich nicht.“ Tiefenpsychologische Schulen versuchen mit ihren Klienten zuerst an die Wurzeln der Angst zu kommen, ein Prozess, der viele Jahre in Anspruch nehmen kann. „Im Gespräch umkreisen wir die Angst immer wieder und versuchen uns auch der Angst-Geschichte einer Klientin anzunähren“, sagt Sabine Schreckenthaler. Egal welche Richtung ein Klient aber letztlich wählt, „man kommt nicht darum herum, sich der Angst auch real zu stellen“, weiß die Analytikerin.

Freude ist die stärkste Medizin

Um dies zu ermöglichen, braucht es häufig längere Vorarbeit, sagt Hans Morschitzky. „Der Grund dafür, etwas zu tun, muss schwerer wiegen, als die Angst“, so der Therapeut und fügt hinzu: „Freude ist die stärkste Medizin gegen Angst.“ Der Fachmann würde daher häufig mit seinen Klienten daran arbeiten, innere Bilder der Vorfreude, Neugier und Begeisterung zu entwickeln. „Wenn ein Mensch sich zum Beispiel vor einer Vortragssituation fürchtet, hilft es, sich zuerst seine destruktiven inneren Bilder anzusehen und danach andere, positive entstehen zu lassen.“ Wer etwa weiß, warum er einen Auftritt bestreiten möchte und anstatt der Katastrophe des Vortrags ein inneres Bild der eigenen Kompetenz entwickeln kann, hat schon viel gewonnen.

Dem Körper die Angst nehmen

Da die negativen Gefühle bei Menschen mit „Angst-Biografien“ in den Körper eingebrannt seien, wäre es von besonderer Bedeutung, neue Erfahrungen zu machen. „Früher sprachen wir von Umlernen, heute gehen wir davon aus, dass es sich um ein Neulernen handelt, das alte Bahnen im Gehirn überschreibt“, sagt der Psychologe Morschitzky. Das Neue möglichst oft tun, heißt daher sein Credo. Dieses Vorgehen wird mittlerweile auch durch die Hirnforschung gestützt. „Ich sehe Angst wesentlich als ein Stressphänomen“, sagt Morschitzky, „bei dem Adrenalin, Noradrenalin oder Cortisol ausgeschüttet werden.“ Um dem auf neurobiologischer Ebene etwas entgegenzusetzen, brauche es Dopamin oder das Bindungshormon Oxytocin. Daher sei es häufig auch ratsam, angstbesetzte Dinge mit anderen gemeinsam zu tun, so Morschitzky. „Wenn Sie Angst haben zu verreisen, machen Sie eine Zugfahrt gemeinsam mit einem guten Freund. Schaffen Sie es, schüttet Ihr Körper nicht nur Dopamin aus, sondern – aufgrund der geteilten Freude – auch Oxytocin.“

Freude, Flow und Selbstvertrauen

Zuletzt geht es in jeder Psychotherapie auch darum, „längerfristig das Selbstvertrauen wieder aufzubauen“, weiß Sabine Sammer-Schreckenthaler, denn viele Betroffene würden sich durch die jahrelangen Einschränkungen schwach und unzulänglich fühlen. „Es geht darum zu lernen, dass man auch mit der Erkrankung ein wertvoller Mensch ist“, sagt die Expertin. Doch wie gelingt das? Freude und „Flow-Erlebnisse“ sind zwei Ansatzpunkte. Um derartige Erlebnisse zu festigen, lohnt es sich, ein Glückstagebuch zu führen. Und: „Jeder Mensch kann sich Gutes tun. Es reicht, einmal am Tag eine halbe Stunde an der frischen Luft spazieren zu gehen, Yoga zu machen oder mit Freunden zu sprechen“, sagt Sammer-Schreckenthaler.

Angst im Alter

ist keine Schande

Angsterkrankungen im Alter bleiben häufig unerkannt. Körperliche Symptome verschleiern das eigentliche Problem. Worauf Betroffene und Angehörige achten sollten und wie Medikamente, Psychotherapie und Selbsthilfe unterstützen können.
Wenn Gertrude H. abends ins Bett geht, denkt sie voller Sorgen an die Nacht. Werden ihr Hitzewallungen den Schlaf rauben? Oder kann es auch wieder einmal eine sorglose Nacht geben? Die knapp 70-jährige pensionierte Lehrerin hat schon vieles probiert, um ihre Schlafstörungen in den Griff zu bekommen. „Ich habe fast zwei Jahre lang damit verbracht, meinen Körper immer wieder durchchecken zu lassen“, erzählt die Niederösterreicherin. Vom Internisten bis zum Zellspezialisten habe sie alle Fachleute, die ihr im Bekanntenkreis empfohlen wurden, aufgesucht. Nicht nur die Schlafstörungen und die Nachthitze quälen sie seit ihrer Pensionierung. Immer wieder hat sie auch das Gefühl, ihre Beine würden sie nicht tragen, sobald sie einen Schritt vor die Haustür macht. „Ich habe begonnen, meinen Radius immer mehr einzuschränken“, erzählt Gertrude. Schleichend sei das gegangen. Von den geliebten Kaffeehausbesuchen in der Innenstadt und den Treffen mit Freundinnen im Bad sei am Ende nur mehr der allernotwendigste Gang zum Supermarkt ums Eck geblieben.

Im Alter werden Ängste reaktiviert

Menschen wie Gertrude gibt es viele, denn Angsterkrankungen im Alter schlummern häufig im Verborgenen und werden selbst von Ärzten oft lange nicht erkannt. „In vielen Fällen überdecken körperliche Symptome die ursprüngliche Problematik“, erzählt Psychiater Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts Wien. Im Alter gäbe es drei Faktoren, die das Entstehen von Depressionen und Angsterkrankungen begünstigen würden. „Je älter wir werden, desto mehr Verluste im Freundes- und Bekanntenkreis erleben wir; das belastet“, sagt Musalek. Dazu kämen eigene körperliche Krankheiten oder Schmerzen sowie „das Bewusstwerden der eigenen Endlichkeit“. Wer von Haus aus ängstlich war oder vielleicht schon früher einmal an einer Angsterkrankung litt, fällt dann leicht zurück in die alten Schwierigkeiten.

Die Kraft der menschlichen Nähe

Auch Gertrude hat ihre Pensionierung wie einen Schock erlebt. Auf einmal wurde sie – die Lehrerin aus Leidenschaft – scheinbar nicht mehr gebraucht. Ihr einziger Sohn lebt in Wien. „Einsamkeit und die Frage, bin ich noch etwas wert, wenn ich nicht mehr so viel leiste, sind große Themen“, weiß Musalek. Wer im Alter sozial gut eingebunden ist, hat in jedem Fall einen Vorteil und ist dadurch möglichweise resilienter. „Wertschätzende menschliche Nähe kann helfen, Ängste zu reduzieren“, sagt der Facharzt und gibt den konkreten Tipp, sich möglichst vor dem 60. Lebensjahr um die Pflege der eigenen Beziehungen zu kümmern.

Wie wichtig menschliche Nähe ist, hat die Forschung mittlerweile mehrfach belegt. So beschreibt etwa der bekannte Hirnforscher Gerald Hüther in seinem Buch „Wege aus der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden“ ein Experiment, das Forscher mit Affen machten. Um ein neues Präparat gegen Angst zu testen, setzte man zuerst einen einzelnen Affen in einen Käfig, der von einem knurrenden Hund umkreist wurde. Sofort zeigte der Affe typische Angstsymptome und der Stresshormonspiegel in seinem Blut stieg an. Daraufhin holten die Forscher einen zweiten Affen in den Käfig. Beide Tiere gemeinsam wiesen in Anwesenheit des bellenden Hundes keinerlei Stressreaktion auf. Freundschaft und Partnerschaft zählen zu den wichtigsten Mitteln gegen Angst und Stress bei sozial organisierten Säugetieren – so der Schluss der Wissenschaft.

Selbsthilfe als Königsweg

Selbsthilfegruppen gelten daher als besonders hilfreich für Menschen mit Angsterkrankungen. Für die amtierende Obfrau des Clubs D&A (Depression und Angst) Wien, Margareta Kalemba-Holzgethan, ist die Entscheidung, sich in die Gruppen zu wagen, bereits der erste Schritt in Richtung Heilung. „Zu uns kommen Menschen jeden Alters“, sagt die Psychotherapeutin und fügt hinzu: „Die Vielzahl der Meinungen und Lebenserfahrungen macht die Gruppen so besonders.“ Gefragt, warum sie die Arbeit mit Selbsthilfegruppen schätze, sagt die ausgebildete Logotherapeutin: „Auch ich lerne noch immer unglaublich viel von den Teilnehmern.“ Und: „Es ist immer wieder berührend zu sehen, wie heilsam die Gruppe sein kann.“ Dabei gibt sie ein Beispiel: „Wenn jemand zu uns kommt, der sehr weit von seinen Gefühlen entfernt ist, kann es sein, dass er durch die Erzählungen der anderen bemerkt, was er bei sich alles weggesperrt hatte. Ich erinnere mich an einen ausgebrannten Mann, der nach einem dreiviertel Jahr im Club D&A sagte: Jetzt spüre ich, dass ich auch wütend bin.“ Das habe alle Gruppenteilnehmer berührt, so Kalemba-Holzgethan.

Angst ist keine Schande

Auch Gertrude hat den Weg in die Selbsthilfegruppe gefunden. Nicht sofort. „Etwas widerwillig“, wie sie erzählt, habe sie zuerst Medikamente genommen. „Der Einstieg über pflanzliche Produkte ist mir leichter gefallen.“ Danach habe sie auf das Drängen ihres Sohnes eine Psychotherapie begonnen. „Auch das wollte ich nicht“, sagt sie heute lachend. „Ich dachte mir: Ich bin doch nicht verrückt.“ Lange habe es gebraucht, bis sie sich selbst eingestehen konnte, dass große Ängste keine Schande sind. Selbst einfachste Tipps konnte sie schwer annehmen. Zu Beginn fiel es ihr schwer, sich zu motivieren. „In der Psychotherapie habe ich gelernt, dass das Teil der Erkrankung ist“, sagt Gertrude heute.

Die Zukunft gestalten

Der Schritt in die Gruppe habe also mehrere Jahre gedauert. „Selbsthilfe ist dann sinnvoll und zielführend, wenn eine Person so weit ist“, bestätigt auch die psychoanalytische Psychotherapeutin Sabine Sammer-Schreckenthaler aus Wien. Im Falle der Angst könne dies, wie auch bei Gertrude, einige Jahre dauern, denn wer mit einer sozialen Angst eine Gruppe besucht, hat die Angst quasi besiegt. Mittlerweile ist Gertrude so weit, dass sie sich sogar die Moderation einer eigenen Gruppe vorstellen könnte – wer weiß, vielleicht klappt das ja bald. Vorerst „übt“ sie noch, allein mit dem Zug nach Wien zu fahren, um ihren Sohn und das Enkelkind dort öfters besuchen zu können.

Resilienz: Warum es sich lohnt,

biegsam zu werden

Resilienz ist wie der Grashalm im Wind, besagt eine Metapher. Er biegt sich sanft zur Seite, anstatt zu brechen. Was macht Menschen zu „flexiblen“ Individuen, die immer wieder aufstehen – selbst nach schweren Krisen?
Wenn es um Resilienz geht, erzählt die deutsche Neurowissenschaftlerin und klinische Psychologin Leonie Ascone Michelis gerne aus der eigenen Erfahrung, denn – so ihre Überzeugung – Resilienz lässt sich immer auch bis zu einem gewissen Grad lernen. „Früher musste ich jeden Vortrag penibel vorbereiten und hatte große Angst, dass man mich für weniger kompetent als alle anderen halten könnte“, erzählt Ascone Michelis. Durch das Erlernen von Achtsamkeitstechniken habe sie Abstand zu diesem Verhalten und den dazugehörigen Angstgedanken gewonnen und sei dadurch resilienter geworden. „Mittlerweile improvisiere ich manche Vorträge sogar vollständig und habe festgestellt, dass es keinen so großen Unterschied macht“, sagt die Forscherin. Was sie privat erlebt hat und beruflich beforscht, ist nichts anderes als die Frage der psychischen Widerstandskraft eines Individuums, um den verschiedensten biologischen, psychologischen und sozialen Risiken gut begegnen zu können. Der Begriff Resilienz stammt aus dem Lateinischen. „Resilere“ bedeutet „abprallen“. Resiliente Personen reagieren flexibel auf schwierige Lebensumstände und meistern Stresssituationen erfolgreicher als nicht-resiliente.

Resilienz ist (auch) erlernbar

Laut der Hamburger Psychologin Leonie Ascone Michelis, die am Universitätsklinikum Eppendorf zu neuronaler Plastizität forscht, fußt Resilienz auf drei Faktoren: der genetischen Disposition, der sozialen Prägung und dem politisch-gesellschaftlichen Umfeld, in dem sich ein Mensch befindet. „Jeder Mensch bringt eine neuronale Grundausstattung mit, die mehr oder weniger günstig sein kann“, so die Forscherin. Hierzu zählt zum Beispiel das Temperament eines Menschen. „Personen mit hohen Stimmungsschwankungen haben es schwerer, eine hohe Resilienz zu entwickeln“, sagt Ascone Michelis. Wie sich diese Veranlagung konkret entwickelt, hängt jedoch stark vom sozialen Umfeld eines Menschen ab. „Da wir mittlerweile wissen, dass Gene durch Umwelteinflüsse veränderbar sind, spielen vor allem die ersten Lebensjahre eines Menschen eine große Rolle“, sagt Ascone Michelis. Hierbei würde es jedoch nicht um einzelne Erlebnisse in der Kindheit an sich gehen, sondern eher um die allgemeine Atmosphäre in der Beziehung, in der ein Kind aufwächst.

Emotionskompetenz von klein auf macht resilient

Die Entwicklung von Angsterkrankungen bei Kindern wird häufig durch den Umgang des Umfeldes beeinflusst wird. Ängstliche Kinder werden möglicherweise – unabhängig von ihrer jeweiligen Lebenssituation – später zu Ängsten neigen. Haben sie jedoch früh gelernt, dass es sich dabei um keinen Beinbruch handelt und man auch mit Ängsten leben kann, ist schon vieles gewonnen. Dies ist auch der Punkt, an dem Psychotherapie ansetzen kann, denn frühe Beziehungserfahrungen – das ist heute wissenschaftlich belegt – lassen sich auch im Nachhinein zu einem Teil überschreiben.

Mit Achtsamkeit aus Grübelschleifen aussteigen

„Durch Psychotherapie können auch Erwachsene ihre eigene Resilienz fördern“, sagt Ascone Michelis. Was bedeutet das konkret in Bezug auf Angsterkrankungen? „Bei den allermeisten Angsterkrankungen liegen ,Denkverzerrungen‘ vor. Das heißt: Risiken und potenzielle negative Folgen werden deutlich überschätzt!“ erklärt Ascone Michelis. Gemeint sind damit etwa Denkstile wie Katastrophisieren, Schwarz-Weiß-Denken, Alles-oder-nichts-Denken oder Grübeln. „Hier sollte vor allem beim Grübeln angesetzt werden“, sagt Ascone Michelis und fügt hinzu: „Zunächst muss die Erkenntnis stehen: Viele Dinge im Leben, wenn nicht sogar die meisten, vor allem aber Dinge, die außerhalb unserer selbst liegen, können wir nicht kontrollieren. Wird man sich bewusst über die Tatsache, dass Grübeln einen Kontrollversuch darstellt, der allerdings ins Leere läuft und sogar auf Kosten der eigenen Schöpferkraft und Fähigkeit zum konstruktiven Problemlösen geht, ist ein erster Schritt gemacht.“ Dies bedeutet, man kann durch das Erlernen neuer Emotionsregulations- und Denkstrategien auch resilienter werden! Achtsamkeitspraxis ist kein Medikament, das von heute auf morgen wirkt. Längerfristig kann sie jedoch zum wesentlichen Baustein für einen besseren Umgang mit den eigenen Ängsten werden.

Alltag mit Angst oder

„Der Angst den Stinkefinger zeigen“

Angst kann zum Lebensbegleiter werden – das weiß auch die 30-jährige Jana F. Wie viele Betroffene hat sie über zwei Jahrzehnte mit ihrer Angst gelebt – in einem Auf und Ab von guten und schlechten Episoden. Der phasenhafte Verlauf macht die Feststellung einer Angsterkrankung oft besonders schwer. Ein Erfahrungsbericht.
Wenn sich Jana etwas wünscht, dann ist es, der Angst den „Stinkefinger“ zu zeigen. Zu lange haben Ängste ihr Leben immer wieder dominiert, findet die 30-jährige Biologie-Studentin aus Wien. Für Jana ist das Leben mit Angst der „Normalzustand“. „Ich war schon als Kind auffällig ängstlich“, erzählt die junge Frau, die im Gespräch recht souverän und „tough“ wirkt. Schon in der Volksschule habe sie sich zum Beispiel extreme Sorgen um ihre Schwester und ihre Eltern gemacht. „Ich habe oft befürchtet, dass sie nicht mehr nach Hause kommen oder schwer erkranken könnten“, erzählt Jana im Rückblick. Bis heute ist „Krankwerden“ ihr „Angstthema“. Mittlerweile geht es jedoch um sie selbst.

Immer alarmbereit

Meldet der Körper eine Veränderung oder taucht ein unerwarteter Schmerz auf, so läuten bei Jana sofort die Alarmglocken. Während sich andere bei Bauchschmerzen einen Tee kochen, geht Jana von Schlimmerem aus. Könnte es Krebs sein, fragt sie sich dann und ein zermarterndes Gedankenkarussell beginnt. Was folgt, ist nicht selten ein kleiner Ärztemarathon. „Es fällt mir zumeist schwer zu glauben, dass ich nicht tödlich krank bin, wenn nicht alles durchgecheckt ist“, sagt Jana. Sie weiß, dass es schon oft „aus dem Ruder gelaufen ist“, wenn sie nach einem MRT zum x-ten Mal hört: „Wir haben festgestellt, Sie haben nichts.“ Und doch lassen die Angst und die Anspannung immer erst mit dem negativen Befund nach.

Sich mit der Angst einrichten

Es ist kein leichtes Leben mit so viel Anspannung. Im Gegenteil, Jana weiß, wie anstrengend und kräftezehrend der Alltag zuweilen werden kann. Um immer wieder doch noch abschalten zu können, beamt sie sich dann beim stundenlangen Serienschauen oder Computerspielen weg. Was beim Zuhören extrem mühsam klingt, hat Jana jahrelang still ertragen. Sie kann auf viele derartige Angstspiralen zurückblicken. Warum hat sie so lange gewartet damit, sich fachärztlich-psychiatrische Hilfe zu suchen? „Man richtet es sich einfach ein in seinem Angst-Leben“, weiß Jana zu berichten und fügt hinzu: „Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich eine Angsterkrankung habe. Für mich ging es immer darum, meine körperlichen Beschwerden abzuklären. Dann war wieder alles gut.“ Kurzfristig begonnene Therapien hätte sie daher auch immer wieder abgebrochen.

Neustart

Was Jana jahrelang erlebt hat, ist nicht untypisch für Angsterkrankungen. Häufig ist Betroffenen ihre Symptomatik lange nicht klar; Scham- oder Schuldgefühle halten viele davon ab, sich rasch Hilfe zu holen. Jana hat diesen Punkt überwunden. Seit Kurzem ist sie medikamentös eingestellt und erleichtert, dass die Anspannung im Alltag dadurch gesunken ist. Und auch die ständigen Gedankenkreisel seien wesentlich weniger aggressiv. „Alles ist ein bisschen auf Abstand“, erklärt Jana. Trotzdem möchte sie es nicht bei den Medikamenten belassen. „Mir kommt diese Unterstützung in manchen Momenten oberflächlich vor“, sagt sie und erzählt, dass sie nun erstmals längerfristig eine Psychotherapie angehen möchte. Ob sie dabei auf die Ursachen ihrer Angst stößt, weiß sie noch nicht. „Vieles ist doch auch erblich“, sagt Jana mit gutem Grund, litt doch bereits ihr Vater unter einer Angsterkrankung. „Bei ihm war es weniger schlimm, er hat sich damit abgefunden“, ergänzt sie. Jana will jetzt erstmals der Angst ins Auge sehen. Zum Schluss des Gesprächs sagt sie daher mit einem verschmitzten Lachen: „Ich will nicht, dass die Angst immer gewinnt.“

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Ob Sie tatsächlich an einer behandlungsbedürftigen Angststörung leiden, kann nur ein Arzt oder eine Ärztin zuverlässig feststellen. Wenden Sie sich hierzu bitte an einen Facharzt/eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin bzw. Ihren Hausarzt/Ihre Hausärztin, wenn eine direkte fachärztlich-psychiatrische Vorstellung nicht möglich ist.  

mit freundlicher Unterstüzung von
Dr.med.univ. et scient.med. Lucie Bartova (MD PhD)
Fachärztin für Psychatrie und psychotherapeutische Medizin

 

  • Die Vereinigung Österreichischer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten versteht sich als modernes Netzwerk, das seine Mitglieder durch vielfältige Fortbildungsangebote, Austauschmöglichkeiten und ein breites Service-Spektrum in ihrer täglichen Praxis unterstützt. Engagiert, am Puls des Fachdiskurses und mit offenem Ohr für die Anliegen der Berufsgruppe sorgen wir für eine Interessenvertretung mit Bodenhaftung.
  • Die Österreichische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB) hat es sich seit 1998 zum Ziel gesetzt, alle ÄrztInnen bzw. weiteren Berufsgruppen zu erreichen, denen die Weiterbildung und Forschung auf dem Gebiet der Neuropsychopharmakologie und biologischen Psychiatrie ein Anliegen ist. Es entspricht der ÖGPB, die Fortbildung zu stimulieren und zu organisieren.

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